Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hat seine angekündigte neue Geschäftspolitik näher erläutert. Sie besteht im Wesentlichen aus neuen Lizenzen für seine Großabnehmer von Software. Ab heute sollen OEMs 113 Communications Protocolls, die Windows mit dem Server verbinden, in Lizenz nehmen können. Am 28. August sollen 272 bislang geheime Programmierschnittstellen (Application Programming Interfaces; APIs) von Windows frei gegeben werden. Damit binden die Programme von Drittanbietern an das Betriebssystem an.
Möglicherweise werden diese 272 APIs im Windows XP Service Pack 1 enthalten sein. Bereits im Frühjahr hatte die Firma von Bill Gates angekündigt, das SP1 werde die Entfernung von Middleware-Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player aus dem Betriebssystem erlauben. Sicher ist dieser Schritt allerdings nicht.
Wie vorab berichtet, werten Analysten die aktuelle Aktion überwiegend als PR-Gag. „Microsoft hofft, einige Punkte in Sachen Öffentlichkeitsarbeit zu sammeln“, kommentierte beispielsweise Jupiter-Analyst Michael Gartenberg. Auch der Prozessbeobachter Rich Gray, Anwalt in Menlo Park, Kalifornien, erklärte: „Grundsätzlich sind die Bemühungen Microsofts, die bislang von der Richterin nicht abgesegneten Vereinbarungen vom November zu erfüllen, für das Kartellrechtsverfahren ohne Bedeutung.“
Wie laufend berichtet, hatten sich Microsoft und die US-Justiz Ende 2001 auf eine Beilegung des seit über vier Jahren andauernden Kartellverfahrens gegen Microsoft geeinigt. Dieser Vertrag wird jedoch noch immer von Richterin Colleen Kollar-Kotelly daraufhin abgeklopft, ob er im Sinne der amerikanischen Konsumenten ist. Neun Staaten und der Distrikt von Columbia beharren allerdings auf härteren Sanktionen. Auch dieses Verfahren ist noch anhängig (ZDNet berichtete laufend). Als Strafmaß fordern sie ein „Windows light“ beziehungsweise ein „modulares Windows“ ohne Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player sowie eine teilweise Offenlegung des Windows-Quellcodes.
Die juristischen Auseinandersetzungen um Microsoft in den USA hatten vor vier Jahren begonnen, nachdem der Konzern seinen eigenen Internet-Browser in sein marktbeherrschendes Betriebssystem eingebaut hatte. Die Kartellrechtsbehörden sahen darin einen Monopolmissbrauch zu Schaden des Konkurrenten Netscape.
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