In zahlreichen Internet-Foren kann man immer wieder neue Gerüchte über das Rechenzentrum von Server4Free lesen. Manche User berichten, dass es dort besonders warm sei, andere kündigen über Wochen Fotos an, ohne je welche ins Netz zu stellen. Eine Anfrage bei Intergenia (das Unternehmen steht hinter den beiden Marken Plusserver und Server4Free) wurde positiv beantwortet: So besuchten wir das Rechenzentrum im Düsseldorfer Stadtteil Rath in der Nähe des Flughafens.
Das Gelände gehört der Firma Myloc, die in Düsseldorf und Frankfurt Rechenzentren betreibt und die Fläche an andere Firmen vermietet. „In einer Halle steht eine große 1000 m2 Lampertz-Zelle, in der wir rund 150 m2 für Plusserver angemietet haben. In einem Nebenraum stehen die Server4Free-Maschinen in Metallregalen“, erklärt uns Intergenia-Chef Thomas Strohe. Das Konzept ist klar: Mit Plusserver richtet man sich an die anspruchsvollen Kunden, die für guten Service und teure Hardware 199 Euro pro Monat oder mehr bezahlen wollen. Server4Free hat den Massenmarkt im Visier. „Wir haben uns einfach angeschaut, wo man Geld sparen kann. Ein Midi-Tower Gehäuse ist deutlich günstiger als ein 19-Zoll-Gehäuse, das spart schon mal Geld. Da die Rechner nicht so eng aneinander stehen, müssen wir den Raum nicht so stark klimatisieren, das spart wieder. Diese Ersparnis geben wir dann an den Kunden weiter“, so Strohe.
Von außen
Videokameras und ein eigener Sicherheitsdienst überwachen den Zutritt zu den Server-Hallen rund um die Uhr. „Da der Support in Frechen bei Köln gemacht wird, sind hier vor Ort nur insgesamt fünf Mitarbeiter mit der Anlage betraut. Sie tauschen Hardware aus oder bauen neue Server ein. Technische Probleme lösen wir direkt aus Köln“, sagt Strohe. Während tagsüber bis zu drei Mitarbeiter vor Ort sind, muss nachts ein Mitarbeiter die ganzen Arbeiten erledigen. Außenstehende haben bei Server4Free/Plusserver keinen Zutritt. „Wir haben mal eine Zeitlang Housing angeboten, aber auch da haben wir die Rechner bei den Kunden abgeholt und dann selbst aufgebaut“, erklärt der Geschäftsführer.
Inneres
In einer von insgesamt vier Hallen – sie gehörten vorher einer Spedition – steht die 1000 m2 große Lampertz-Sicherheitszelle der Firma Myloc, in der auch ein Kreditinstitut und ein Mobilfunkanbieter ihre Systeme aufgestellt haben. Diese Lampertz-Zellen werden mittels Klimaanlage auf 22 Grad heruntergekühlt, verfügen über doppelte Böden, eine Gas-Löschanlage und die Server stehen zu je 50 Stück in speziellen Regalen von Fujitsu Siemens. „In diesem Bereich laufen auch die Glasfaserleitungen von außen auf. Der Zutritt wird von einem System automatisch überwacht, so dass wir jederzeit zurückverfolgen können, welcher Mitarbeiter wann hier drin war“, erklärt Strohe.
Außen vor der Halle steht ein Dieselgenerator und die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). „Die USV wird alle zwei Wochen hochgefahren und der Dieselgenerator alle vier Wochen getestet. Der Dieselvorrat reicht bei dem aktuellen Ausbaustand für rund zwei Wochen. Bei einem längeren Stromausfall können wir wohl davon ausgehen, dass es in Deutschland wichtigere Probleme gibt als die Erreichbarkeit von Web-Servern. Aber auch für diesen Fall gibt es Verträge mit Treibstofflieferanten“, sagt Strohe.
Von Halle 1 mit der Lampertz Zelle geht es durch zwei zur Zeit leere Hallen – in einer soll später ein zweiter Lampertz-Raum entstehen, in der anderen werden weitere Server4Free Maschinen aufgestellt – in das aktuelle Rechenzentrum von Server4Free. „Hier setzen wir eine Umluftanlage ein, die die Raumtemperatur auf maximal 25 Grad ansteigen lässt. Sollte es wärmer werden, schalten wir eine zusätzliche Klimaanlage an. Die Server – allesamt Midi-Tower aus einem Systemhaus – stehen in insgesamt drei Metallregalen, die in in mehreren Metern Abstand aufgestellt sind. „Die Halle ist keine Lampertz-Zelle, wir brauchen also nicht alles so eng aufzubauen, sondern können den vorhanden Platz ausnutzen. Unsere Techniker vor Ort können über eine lange Roll-Leiter auch die oberen Server problemlos erreichen. Klingt alles ein wenig bizarr, läuft aber seit einem Jahr ohne nennenswerte Probleme“, so Strohe. In der Tat: Die Rechner sind sauber angeordnet und die Verkabelung ist ordentlich verlegt. Alle paar Meter sind Brandmelder installiert und Schnüffler sollen helfen, einen entstehenden Brand frühzeitig zu erkennen. Im Brandfall wäre der Griff zum normalen Feuerlöscher notwendig, aber dieser Fall ist bisher nicht eingetreten. „Die Idee kommt aus den USA. Ich hatte dort vor ein paar Jahren mal einen Server angemietet und die ganze Anlage war so aufgebaut“, erklärt Strohe die Gründe für diese Bauweise. Auch diese Server4Free sind an die USV und das Notstromaggregat vor der Tür angeschlossen.
Die Anlage
Bei der Bauweise der Server werden die Unterschiede zwischen Server4Free und Plusserver deutlich. Während Plusserver ausschließlich Markenhardware von Fujitsu-Siemens mit Raid-Festplatten einsetzt, benutzt man bei Server4Free Standard-Rechner aus einem örtlichen Systemhaus. „Auch hier kommt Markenhardware – zum Beispiel Festplatten von Seagate und Speicher von Apacer – zum Einsatz. Interessanterweise zeigen uns Messungen, dass die Temperatur im Inneren der Server4Free Gehäuse nicht höher ist als bei den Plusservern. Diese starke Kühlung ist bei den Midi-Towern also gar nicht notwendig“, so Strohe. Backups gibt es bisher nur bei Plusserver, hier werden die Daten auf Wunsch des Kunden auf einen Backup-Server überspielt. „Wir werden aber bis Ende Oktober einen richtigen Band-Roboter aufsetzen, und in Kürze wollen wir unseren Server4Free-Kunden 2 GByte Platz auf einem Backup-Server zur Verfügung stellen“, informiert Strohe.
Plusserver: Ausschließlich Markenhardware mit Raid-Festplatten. |
Falls Probleme auftauchen, werden die Techniker sofort aktiv. „Wir haben alle Hardware-Teile vorrätig, und bei Plusserver garantieren wir eine Reaktionszeit von vier Stunden. In diesem Zeitfenster werden Hardware-Probleme behoben. Bei Server4Free gibt es keine Garantie, aber auch hier wurden bisher alle Probleme in diesem Zeitrahmen behoben“, erklärt der Chef.
Über ein spezielles Kundeninterface werden die User über bevorstehende Arbeiten an den Servern informiert. „Da machen wir keinen Unterschied zwischen Server4Free- und Plusserver-Kunden. Sollte es unerwartet zu Ausfällen kommen, informieren wir die Kunden später per E-Mail. Unsere Plusserver-Kunden haben zudem die Möglichkeit, die Verfügbarkeit der Systeme vollautomatisch überwachen zu lassen“, so Strohe.
Die Anbindung
Angebunden ist das Rechenzentrum in Düsseldorf über zwei 1-GBit-Leitungen. Eine Leitung geht zum Intergenia-Standort Frankfurt, die andere Leitung zu Lamdanet. Für Notfälle stehen eine 155-MBit-Leitung zu Colt und eine 155-MBit-Leitung zu Vianet zur Verfügung. In Frankfurt – wo neben den Routern auch ein paar Server für Plusserver und Server4Free Kunden stehen – gibt es direkte Anbindungen (jeweils 1 GBit) zu Cable & Wireless, zu Lamdanet, zum Austauschpunkt De-CIX, zum Amsterdamer Austauschpunkt Ams-Ix, zu Franap und zum Wiener Austauschpunkt VIX. „Wir sind auch auf dem österreichischen Markt vertreten, daher die Anbindung an den dortigen Austauschpunkt“, erklärt Strohe. Diese Datenleitungen – Server4Free und Plusserver nutzen die gleiche Anbindungen – sind zur Zeit zu knapp 20 Prozent ausgelastet. „Wir garantieren unseren Plusserver-Kunden, dass wir die Leitungen ab 30 Prozent Auslastung ausbauen“, sagt Strohe.
Standard
Beim Ausbau der Plusserver-Stellfläche wurden die Maßstäbe großer deutscher Geldinstitute als Maßstab genommen. „So freuen wir uns, dass in der gleichen Lampertz-Zelle auch Server eines großen Kreditinstituts aufgestellt sind. Auch andere Hoster in Deutschland nutzen unsere Plusserver“, so Strohe.
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