Wegen der Finanzkrise des Vivendi-Konzerns steht offenbar eine Neuordnung des französischen Verlagswesens bevor. Vivendi sei „zum Absägen seines Verlagsastes bereit“, titelte die Pariser Tageszeitung „Libération“ am Freitag.
Die Vivendi-Verlagssparte VUP, die für die „Hälfte des französischen Verlagswesens“ stehe, solle en bloc an Fonds oder andere Interessenten veräußert werden. Zu VUP gehören unter anderem die Verlage Laffont, Plon-Perrin und Pocket sowie die auf Schulbücher und Nachschlagewerke spezialisierten Häuser Larousse, Nathan und Bordas.
In der Pariser Vivendi-Zentrale seien mehrere Kaufangebote für VUP eingegangen, berichtet die „Libération“. Auch im Wirtschaftsblatt „La Tribune“ hieß es, für die vollständige Übernahme von VUP liege ein Angebot der US-Fonds Blackstone und Thomas H. Lee vor. VUP umfasst das gesamte Verlagsgeschäft von Vivendi und machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,7 Milliarden Euro.
Der Presse zufolge könnte ein Verkauf zwischen vier und fünf Milliarden Euro in die strapazierten Kassen des Vivendi-Konzerns bringen. Das Unternehmen wollte die Berichte nicht kommentieren. Der Anfang Juli eingesetzte Vivendi-Chef Jean-René Fourtou setzte inzwischen Robert de Metz als zentralen Verkaufsbeauftragten ein. De Metz soll sich um den Abbau der Milliardenschulden des amerikanisch-französischen Mischkonzerns Vivendi Universal kümmern.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Vivendi das Internet-Portal Vizzavi und eine ganze Reihe von Printmedien abgestoßen hatte. Darüber hinaus wird das US-Verlagshaus Houghton Mifflin verkauft. Noch vor Ende September wird auch eine Entscheidung darüber erwartet, ob Vivendi seine 85-prozentige Beteiligung an dem profitablen Telefonunternehmen Cegetel verkauft oder auf hundert Prozent aufstockt. Das „Wall Street Journal“ berichtete, der Vodafone-Konzern sei bereit, die Vivendi-Anteile an Cegetel für 12,6 Milliarden Euro zu übernehmen. Fourtou hatte angekündigt, am 25. September die strategische Neuausrichtung Vivendis bekannt zu geben. Wegen seiner Schulden von insgesamt rund 35 Milliarden Euro war der Konzern in den vergangenen Monaten an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten.
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