Wieder einmal packt der Microsoft-Topmanager Jim Allchin aus – und wieder einmal sind der Gegenstand seines Frustes die Web Services beziehungsweise die Microsoft-Variante derselben: das .Net-Projekt. „Wenn ich mich umsehe, kann ich kaum Sites mit einem XML-Interface ausmachen. Vor allem, wenn es um Consumer-orientierte Sites geht“, hob der Senior Vice President der Windows-Abteilung an.
„Aus meiner Perspektive würde ich ein Mehr an kundenorientierten Web Services sehen. Einige gibt es ja bereits. Allerdings vorzugsweise innerhalb von Unternehmen. Man kann sagen, das passiert in erster Linie in den Firmen selbst. Aber wenn es um die direkte Ansprache von Kunden geht: Hat Amazon ein Web Service-Interface? Nein“, fasste Allchin seine Gedanken zusammen.
Anschließend ging er umgehend zur Analyse des Problems über: „Heutzutage muss man eine Menge Code selber aufsetzen, standardisierte Module dafür sind kaum vorhanden. Das könnte einer der Gründe sein.“ Naturgemäß forderte er umgehend das Akzeptieren der von Microsoft vorgegebenen Web Service-Standards. Erst gestern hatte Oracle (Börse Frankfurt: ORC) das World Wide Web Consortium (W3C) darum ersuchen, ein Urteil in der Frage nach dem „Choreografie“-Standard für Web Services zu fällen. Bekanntlich liegen zwei Vorschläge auf dem Tisch: Im Juni legte Sun (Börse Frankfurt: SSY) und Kollegen wie SAP (Börse Frankfurt: SAP) das Web Services Choreography Interface, kurz WSCI, vor. Im August konterte Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) und IBM (Börse Frankfurt: IBM) mit Xlang und der Web Services Flow Language (WSFL).
Bereits im Mai dieses Jahres hatte Allchin im Kartellrechtsprozess gegen sein Unternehmnen ausgesagt, die .Net-Strategie des Konzerns sei alles anderes als festgeschrieben, vielmehr liefere man sich intern heftige Debatten über den weiteren Kurs. Ursprünglich sollten unter dem Schlagwort „Microsoft.Net“ alle Produkte des Unternehmens Internet-fähig und von jedem Zugangsgerät aus abrufbar werden.
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