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Kann Linux den Angriffen aus Redmond entgehen?

Dies stellte die erste offizielle Teilnahme von Microsoft an einer Linux-Veranstaltung dar – ein Auftritt, der Bände über die im Unternehmen tobende Debatte bezüglich einer Strategie für den Umgang mit der „Penguinista“-Frage sprach. Man bedenke – es handelt sich hier um dasselbe Unternehmen, dessen Leitung der Open-Source-Initiative mit Reaktionen von kaum verhülltem Misstrauen bis hin zu offener Verachtung begegnete.

Gleichzeitig ist sich Microsoft bewusst, dass Linux die größte Bedrohung für die eigene Dominanz im Desktop-Bereich seit Janet Reno und ihren Heerscharen des Justice Department darstellen könnte. In Redmond würde mancher gern Linux vernichtet sehen, doch ist es dafür schon viel zu spät. Daher ist es umso wichtiger, die Linux-Community einzubeziehen oder gar zu integrieren.

„Wir erleben bei den Leuten hier zahlreiche positive Reaktionen“, so ein erwartungsgemäß begeisterter Mitarbeiter des Microsoft-Teams bei der Veranstaltung. Beim Verteilen von „Informationsmaterial“ erläuterte er bereitwillig, wie Linux dank Microsoft sogar noch verbessert werden könnte.

Dies mag ja durchaus zutreffen, doch würde es sich dabei mit Sicherheit nur um eine Art Vernunftehe handeln. So kam, als ich mich am Microsoft-Stand aufhielt, ein Besucher der Veranstaltung vorüber, der das Team verhöhnte, indem er laut „Schande, Schande, Schande!“ rief.

Natürlich musste sich Microsoft im Lauf der Jahre weit schlimmere Beschimpfungen gefallen lassen (man erinnere sich nur an „räuberischer Monopolist“), so dass zeitweilig verletzte Gefühle das Unternehmen nicht davon abhalten werden, nach einem Weg zu suchen, um Linux „einbeziehen und erweitern“ zu können, wie das auch hinsichtlich einer Anpassung von Java an Windows versucht wurde.

Darin besteht die Zielsetzung Microsofts, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dies möglich wäre. Die Vorstellung, dass Linus Torvalds gemeinsam mit Bill Gates programmiert, scheint absurd. Denn die Linux-Entwickler sind noch weniger als ihre Genossen aus der Java-Fraktion bereit, in den sauren Apfel zu beissen, den Redmond ihnen anbieten will.

Linux steht für eine Tradition gemeinsamer Kontrolle über Programmier-Standards, während Microsoft lieber unumstritten über sein Software-Imperium herrscht. Beide Ansätze haben ihr Für und Wider, doch sind die Unterschiede zwischen den Standpunkten nicht zu übersehen.

Microsoft hat mit seiner Argumentation, dass die wenigsten Windows NT-Kunden ihre teuren Software-Infrastrukturen durch Linux ersetzen werden, natürlich Recht. Zumindest ist dies heute nicht der Fall – doch was wird morgen? Es gibt immer mehr junge Unternehmen, von denen viele sich meiner Ansicht für Linux entscheiden werden.

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ZDNet.de Redaktion

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