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New HP: Zwei Verlierer helfen sich auf die Beine

KOMMENTAR – Selten ist eine Übernahme derart vehement bekämpft worden wie die von Compaq durch Hewlett-Packard (HP; Börse Frankfurt: HWP). Ein Jahr zuvor hätte man fast jede Fusion mit einem Feuerwerk an Kurssprüngen begrüßt. In den Jahren der Globalisierungseiferer galt das Motto: Big is beautiful. So übertrieben und an den Geschäftszahlen vorbei diese Kapitalismusromantik war, so unrealistisch ist jetzt der Pessimismus, der heute einer jeden Großfusion entgegenschlägt.

Oft ist die Übernahme von Compaq und HP als verzweifeltes Zusammenrücken von Verlierern gedeutet worden. Das klingt angesichts der Umsätze dieser Weltkonzerne ungerecht, ist aber im Kern richtig. Beiden Unternehmen gelang es in den Boomjahren nicht, sich zukunftsträchtig zu positionieren. Dafür gibt es Gründe, die zum Teil durch New HP behoben werden könnten.

Erinnern wir uns an Compaqs gute Jahre. Der PC-Spezialist hat sich durch Qualität und Service für Unternehmenskunden etabliert. Gleichzeitig drückte er seine Kosten schon in den frühen 90er Jahren durch globale Beschaffungsstrategien. Damit stach Compaq große Mitbewerber wie Siemens (Börse Frankfurt: SIE) und IBM (Börse Frankfurt: IBM) aus, die weiterhin zu teuer produzierten und auch sonst mit dem PC-Massenmarkt noch nicht zu Rande kamen.

Als Compaq seinen Zenith erreichte, kaufte es 1998 Digital Equipment (DEC). Der mit Midrange-Systemen groß gewordene Hersteller war lange Jahre die Nummer zwei hinter Marktführer IBM, durch verschlafene Technologietrends (Unix) und ständigen Strategie- und Management-Wechsel aber in einen Abwärtsstrudel geraten. Compaqs Vorteil: Dieses Unternehmen besaß die Techniken und Erfahrungen, mit deren Hilfe der PC-Spezialist in die kommerzielle IT-Oberliga aufsteigen wollte. Dennoch ließ Compaq viele dieser Know-how-Träger ziehen, weil die Führungsmannschaf als Käufer das Heft nicht aus der Hand geben und den neuen Konzern lieber weiter wie eine PC-Company führen wollte. Ergebnis: Das margenträchtige High-End-Geschäft wollte nicht recht anlaufen. Als sich schließlich der PC-Markt seiner Sättigung näherte, verlor Compaq zudem Marktanteile an preisgünstigere Direktanbieter wie Dell (Börse Frankfurt: DLC). Der Sinkflug begann.

Nun zu HP: Der Computer-Pionier ist noch heute stolz auf seine Vergangenheit als Erfinderbude. Doch dieses Erbe wurde bereits vor Jahren verspielt. Der Erfolg des Wintel-Duos beeindruckte das Management derart, dass der seit 1936 geltende Grundsatz aufgegeben wurde, nichts nachzumachen. Der Unix-Spezialist holte sich, wie fast alle Mitbewerber, Windows für die kleineren Systeme ins Haus – und gab schließlich sogar die eigenen Chip-Entwicklung zugunsten von Intels (Börse Frankfurt: INL) 64 Bit-Architektur auf. Endgültig ging HP im IT-Mainstream auf, als 1999 – kurz vor der Inthronisierung von Carly Fiorina – die Medizintechnik ausgelagert wurde. Fiorina erkannte das Problem als „me-to“ im umkämpften Wintel-Markt zu überleben und versuchte das Ruder herumzureißen. Werbespots über die Garagen-Herkunft sollten den Erfindergeist wiedererwecken und der Kauf eines Beratungshauses Perspektiven im Service-Geschäft eröffnen. Beide Bemühungen scheiterten. Dunkle Wolken zogen auf.

In dieser Situation trafen sich die beiden Abstiegskandidaten und errechneten, dass sie gemeinsam PC-Marktführer sein könnten. Ihnen war klar, dass hohe Absatzzahlen in einem Massenmarkt schon die halbe Miete ist. Vor allem aber ließ sich durch schiere Größe die für HP bislang so unselige Wintel-Ausrichtung in einen Vorteil ummünzen: Markführerschaft – selbst in einem kaum mehr wachsenden Bereich – trägt sich bis zu einem gewissen Grade selbst und hilft zudem die Margen der Partner zu drücken und so die Kostenstruktur zu verbessern. Wichtig ist das insbesondere im Service-Bereich, in dem beide Konzerne bislang glücklos agierten. New HP bleibt das hardwarenahe Support-Geschäft, das momentan sowieso weit lukrativer erscheint, als das mit in die Krise gerutschte Beratungsgeschäft. Compaq wiederum hat durch das Unternehmens-Know-how von HP den leichtsinnig verspielten Zukunftspfad in die Oberliga wieder gefunden.

Die zentrale Erkenntnis aus einem Jahr HP-Compaq-Merger ist daher, dass die Partner – auch angesichts der anhaltend schlechten Branchensituation – jeder für sich kaum eine Zukunft gehabt hätten, gemeinsam jedoch haben sie eine passable Chance. Tatsächlich könnte mit New HP ein Alles-aus-einer Hand-Konzern entstehen.

Auf einen möglichen Erfolg deuten auch die ersten Quartalszahlen von New HP. So hat das Unternehmen seine Zusagen gegenüber den Analysten – trotz ständig sinkender Kurse – einhalten können. Das mag keine prickelnde Nachricht sein, sie ist aber deutlich besser als von vielen Kritikern vorausgesagt.

ZDNet.de Redaktion

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