Apple kann Windows: Mac OS X 10.2 Jaguar

Neue Anwendungen – aber nicht immer besser
Apple hat Jaguar mit einer Menge neuer Anwendungen versehen, wobei einige aber eher überflüssig sind. Das neue Programm für Instant Messaging iChat ist etwas enttäuschend. iChat nutzt das Netzwerk des AOL Instant Messengers (AIM), man kann also seinen gewohnten AIM-Nutzernamen verwenden oder den .Mac Account-Namen – aber nicht beide zur gleichen Zeit. iChat ist auch bei weitem nicht so flexibel wie der AIM. Es bietet weniger Sicherheits-Optionen und Voreinstellungen sowie mehr Bugs. Bei den Tests ließ sich das Programm zwei Mal nicht vollständig schließen, was nur mit Force Quit aus dem Apple-Menü gelang. iChat ermöglicht auch keine Kommunikation mit anderen Instant Messengern wie MSN oder ICQ. Ein paar Vorteile bietet iChat allerdings, wenn man in einer reinen Apple-Umgebung arbeitet. Es findet andere Jaguar-Benutzer automatisch im Rendezvous-Netzwerk, und man kann Chats direkt aus Apples E-Mail-Programm Mail starten. Außerdem erscheinen alle Buddies, die man in iChat eingibt (und von denen man eingetragen wird) automatisch im neuen systemweiten Adress Book von Jaguar.

Apropos Adressbuch – Address Book ist die beste der neuen Anwendungen von Jaguar. Die Kontaktinformationen stehen auch in Mail, für Palm-Geräte, Bluetooth-fähige Mobiltelefone und iCal zur Verfügung, der kostenlosen Kalender-Anwendung, die Apple für September in Aussicht gestellt hat. Ohne Probleme funktionierten der Import Hunderter von E-Mail-Adressen aus Claris Emailer in Address Book und der Zugriff darauf von Mail aus. Trotz der systemweiten Vorteile macht Address Book allerdings noch den Eindruck eines Prototypen, der nur wenige Optionen für die Anzeige oder das Sortieren von Informationen bietet.

Auch Mail 1.2 haut einen nicht gerade vom Hocker. Das Outlook Express-ähnliche Programm ist immer noch nicht so leistungsfähig wie Entourage, das E-Mail-Programm aus Microsoft Office X. Trotzdem bietet es einige nützliche Verbesserungen. Da ist vor allem das neue benutzerfreundliche System von Mail zum Ausfiltern von Junk-Mail, das Wortbedeutungen analysiert und nicht nur auf Schlüsselwörter achtet. Verdächtige Nachrichten werden dann markiert. Mail bietet auch einen Trainings-Modus, so dass das Programm automatisch nach Spam und sonstiger unerwünschter E-Mail suchen kann. Die Funktion erwies sich als recht präzise und fing die meiste Junk-Mail ab.

Performance-Gewinn
Bei der Ausführungsgeschwindigkeit des Programms zeigten die Benchmark-Tests, dass Jaguar im Durchschnitt im selben Bereich liegt wie OS X 10.1.5. Bei der täglichen Arbeit reagierte Mac OS X allerdings durchaus flotter, was vor allem auf den neuen Multi-Thread-Finder und den aktualisierten FreeBSD 4.4 Unix-Kern zurückzuführen sein dürfte. Dies machte sich vor allem beim Öffnen von Fenstern mit Hunderten von Dateien und beim Wechseln zwischen Menüs bemerkbar. Scrollen ist immer noch etwas ruckelig im Vergleich zu OS 9, aber besser als bei 10.1.5.

Auch das Booten von Jaguar funktionierte zügiger, und die Classic-Umgebung für Programme, die nicht OS X-kompatibel sind, startet schneller. Bei den Tests auf einem Power Mac G4/350 AGP startete Jaguar beachtliche 20 % schneller als 10.1.5, und Jaguar’s Classic-Umgebung brauchte für den Start nicht einmal die Hälfte der Zeit wie Classic unter 10.1.5 (54 statt 150 Sekunden).

Da frühere Versionen von Mac OS X den Akku eines Laptops doppelt so schnell aussaugten wie OS 9, ist es erfreulich, dass das Power Management von Jaguar inzwischen auf einer Höhe mit dem von Mac OS 9 liegt – die Akkulaufzeit ist jetzt gleich.

Kaufen
Bleibt nur noch der Preis, der einen vom Jaguar-Kauf abhalten könnte. Jaguar ist das Betriebssystem, das Apple eigentlich von Anfang an hätte herausbringen sollen, denn womöglich ist es das beste Mac-Betriebssystem, das es je gab. Der Preis ist schon ein ziemlicher Brocken, vor allem, wenn man sich gerade erst Version 10.1 zugelegt hat. Trotzdem ist ein Upgrade wirklich wärmstens zu empfehlen. Die neuen Netzwerk-Funktionen machen Jaguar zu einem absoluten Muss für alle, die OS 9 oder OS X 10.1 professionell einsetzen. Aber auch kleinere Firmen oder Privatpersonen werden von den Vorteilen profitieren.

Preis Herstellerinfo
161,24 Euro
Günstigsten Preis
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Hersteller: Apple
Info: www.apple.de

Technische Daten
Systemanforderungen: PowerPC G3; 128 MB RAM; Maus; CD-ROM; 16 MB Videokarte

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ZDNet.de Redaktion

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