Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) und die Musikindustrie wollen ihre Anstrengungen gegen die Produktpiraterie gemeinsam verstärken. Das haben die Unternehmen gestern bei einer Podiumsdiskussion in München erklärt. Microsoft plädiert unter anderem für die Einführung einer gesetzlichen Pauschalierung des Schadenersatzes auf eine doppelte Lizenzgebühr nach österreichischem Vorbild.
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft erwartet gleichzeitig eine schnelle Umsetzung der neuen EU-Richtlinie zum Urheberrecht. Die Musikwirtschaft musste im vergangenen Jahr einen Umsatzverlust von über zehn Prozent hinnehmen. Der Hauptgrund sind nach ihrer Auffassung massenhafte Musikkopien auf CD-Rohlingen oder als Downloads aus dem Internet. Der Chef von Microsoft Deutschland, Kurt Sibold, verweist auf Erfolge einer langjährigen Arbeit für den Schutz von Copyrights: „Neben technischen Kopierschutzverfahren und der juristischen Verfolgung des international organisierten Handels mit Raubkopien geht es vor allen Dingen um Aufklärung und Vertrauensarbeit“, so der Geschäftsführer.
Nur durch „intensive Öffentlichkeitsarbeit für die Interessen von Programmierern und Softwareentwicklern“ sei es in den vergangenen Jahren gelungen, die Raubkopierate in Deutschland von früher über 40 Prozent auf heute 34 Prozent zu senken. Allerdings sieht Microsoft nach wie vor Verbesserungsbedarf. Allein in Deutschland belaufe sich der Umsatzverlust durch Copyright-Vergehen auf rund 762 Millionen Euro.
Trotz der gemeinsamen Interessen machten der Redmonder Konzern und die Labels auch eine Reihe von Unterschieden aus. So würden für Software schon heute „wesentliche härtere Bedingungen“ gelten. Im Gegensatz zur Musik lagen Programme und Betriebssysteme schon immer in digitaler Form vor und konnten fehlerfrei digital kopiert werden. Die Weitergabe von Kopien auch im privaten Freundeskreis sei hier deshalb nicht gestattet.
Bei Software sei nicht nur die Erstellung von Raubkopien, sondern auch der Einsatz solcher illegaler Produkte verboten. Die Musikwirtschaft verwies wiederum auf die pauschalen Gerätevergütungen: Von jeder Summe, die man für den Kauf eines Kopiergeräts, zum Beispiel eines CD-Brenners, bezahlt, geht ein Teil an die Musikwirtschaft. Pauschale Vergütungen für Musikkopien sind immer dann erforderlich, wenn andere Vergütungen unmöglich sind“, führte Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes Phono, weiter aus.
Für die Softwareindustrie spielten solche Geräteabgaben keine Rolle. „Die Verluste lassen sich durch Geräteabgaben gar nicht kompensieren“, so der Chef des Verbandes der Software-Industrie Deutschlands, Rudi Gallist: „Die Preissteigerung wäre um ein vielfaches höher als in der Musikbranche“. Außerdem unterscheide sich eine Softwarekopie in einem Punkt sehr wohl vom Original: Anspruch auf Support und Serviceleistungen wie Updates sowie Schutz vor Viren habe man bei einer Kopie nicht.
Microsoft fordert für digitale Kopien die Abschaffung von Pauschalabgaben und die Einführung individueller Abrechnungssysteme, da sie „heute technisch möglich und in jedem Fall gerechter als pauschalierte Abgaben“ seien. Zum anderen wirkten Geräteabgaben auf PCs oder PC-Komponenten kontraproduktiv im Kampf um den Schutz der Copyrights der Softwarehersteller: Der Kunde könnte meinen, dass auch das Kopieren von Software mit der Abgabe abgegolten sei.
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