Als Thierry Breton von den französischen Jungunternehmern zum „Mann des Jahres“ gekürt wurde, war er gerade Projektchef des „Futuroscope“ bei Poitiers. Das futuristische Medienzentrum mit neuen Kinotechniken wurde damals – 15 Jahre ist das her – von Breton und dem heutigen Premierminister Jean-Pierre Raffarin in dessen Heimatregion im Westen Frankreichs eingefädelt. Noch heute gibt der 47-jährige Breton Kino als seine private Leidenschaft an.
Eine andere Leidenschaft ist ihm in den vergangenen Jahren zugewachsen: Nachdem er den Computerkonzern Bull und den Unterhaltungselektronik-Riesen Thomson Multimédia durchsaniert hat, soll er nun erneut den Krisenmanager in höchster Not geben – seit Mittwoch ist er neuer Chef des weltweit am höchsten verschuldeten Unternehmens: France Télécom. Den Umgang mit Milliardensummen und enormen Problemen ist Breton aus seinen zurückliegenden Einsätzen gewöhnt. Er hält sich zu Gute, dass der Börsenwert von Thomson Multimédia in den ersten Jahren nach seiner Ernennung zum Firmenchef auf das Dreifache geklettert ist. Allerdings hat er nicht verhindern können, dass die Notierung in den vergangenen zwei Jahren von 53 auf gerade 15 Euro sank. Bull krebst bei 2,50 Euro – und das zunächst gut angelaufene „Futuroscope“ krankte in den letzten Jahren an drastischem Besucherschwund.
Für seine neue Aufgabe hat Breton die volle Unterstützung der rechts-bürgerlichen Pariser Regierung, die wegen der staatlichen Mehrheitsbeteiligung von 55,4 Prozent bei France Télécom das Sagen hat. Der neue Chef des Telekomriesen war lange Jahre Beigeordneter in Raffarins Heimatregion Poitou-Charente und ist seit dem vergangenen Jahr Verwaltungschef des Septennats-Museums, in dem Präsente für Präsident Jacques Chirac gesammelt werden.
Der gebürtige Pariser arbeitete im Twen-Alter zunächst als Lehrer am französischen Gymnasium in New York, leitete mehrere kleine Informatik-Unternehmen und veröffentlichte Romane wie „Vatican III“ oder „Netwar“. Bei France Télécom ist die Zeit für Prosa vorbei. In zwei Monaten muss Breton Klartext reden. In welche Richtung der Telekom-Tanker in der Ära Breton gesteuert werden soll, ist dabei noch nicht klar. Zunächst muss ein Kreditpaket von 18 Milliarden Euro umgeschuldet werden.
Möglicherweise trennt sich France Télécom von Anteilen der Mobilfunktochter Orange. Aber auch eine Kapitalerhöhung wird debattiert – und somit eine indirekte Finanzspritze von Seiten des Staates. Die Berufung Bretons an die Firmenspitze ging etwas holprig vonstatten. Schon beim Rücktritt seines Vorgängers, des geschassten Schuldenmachers Michel Bon, wurde Breton Mitte September als aussichtsreichster Nachfolgekandidat gehandelt. Aber der Thomson-Multimédia-Chef setzte durch, dass die Pariser Regierung den Plan dementierte. Er wollte für die Regelung seiner Nachfolge bei Thomson Multimédia freie Hand behalten, möglicherweise aber auch ein höheres Salär aushandeln. Bon hatte sich mit einem Jahresverdienst von gerade mal 279.116 Euro begnügt, während Breton bislang ein Bruttogehalt von 1,26 Millionen Euro einstrich.
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