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Wer profitiert von C# – Microsoft oder die ganze Branche?

Bislang kann Microsofts CLR allerdings ausschließlich für Windows erstanden werden. Es gibt auch eine abgespeckte Version der virtuellen Maschine für PocketPC 2002, die Microsoft „.NET Compact“ nennt. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Zielplattformen ist die JVM-ähnliche Portabilität nicht das Hauptverkaufsargument für CLR. Anstelle von Portabilität bietet CLR die Unterstützung anderer Sprachen neben C#. Das CLR-Framework ist auf die Unterstützung aller Sprachen ausgelegt, die Visual Studio.NET unterstützt, sowie weiterer Sprachen, die von anderen Unternehmen stammen. ActiveState zum Beispiel bietet Snap-in-Unterstützung für Perl, Python und XSLT.

Der Vorteil dieser Funktion liegt darin, dass es viel einfacher ist, Module in verschiedenen Sprachen zu entwickeln, die miteinander interagieren. Dies bietet Programmierern die Flexibilität, für ein anstehendes Projekt die Sprache zu wählen, mit der sie am liebsten arbeiten. Da CLR zum Beispiel nicht für Unix oder Linux kommerziell angeboten wird, wurde ein Subset davon (Codename: Rotor) für den nicht kommerziellen Gebrauch auf FreeBSD entwickelt.

Während CLR aus rund 3.800 Klassen besteht, beträgt die Zahl der Klassen im Rotor-Subset etwa 1.200. CLI ist wiederum ein Subset von Rotor und besteht aus lediglich 350 Klassen. „Der CLI-Standard ist ein Mindestbestand an Dingen, die man braucht, um eine Ausführungsumgebung zu erstellen“, so David Stutz, Group Program Manager bei Microsoft. „Anders als CLR oder Rotor ist die CLI allerdings kein Produkt, das man ausführen kann. Rotor und CLR sind reine Implementierungen, die dem ECMA-Standard entsprechen. Die Idee hinter einer Standardspezifikation wie der CLI ist (wie bei jedem Standard), dass Dritte ihre eigenen kommerziellen Implementierungen der Spezifikation entwickeln können.“

Aber die erste Frage, die sich diese Dritten werden stellen müssen, ist, ob eine andere kommerzielle Verwendung des CLI-Standards – zum Beispiel für Linux oder Unix – ein Microsoft-Patent verletzen könnte. Nach den Worten von Microsofts Director of Intellectual Property Michele Herman, den ich früher in diesem Jahr interviewt habe, ist die Antwort ein klares Ja. „Wenn jemand ein Produkt implementiert, das der Spezifikation entspricht, so glauben wir, dass wir ein Patent oder ein laufendes Patent besitzen, das für die Implementierung von grundlegender Bedeutung ist.“ Herman warnt auch, dass „in dem Umfang, in dem andere Anbieter, die andere Anwendungen oder Middleware entwickelt haben und Patente auf diese besitzen, auch diese Anbieter den Entschluss fassen können, diese Patente rechtlich geltend zu machen, wenn das relevante geistige Eigentum für den Einsatz einer Implementierung der CLI von essentieller Bedeutung ist.“

Laut Herman werden Fremdentwickler eine RAND-Lizenzvereinbarung mit Microsoft abschließen müssen. „Aber“, so Herman, „während RAND-Lizenzen manchmal mit finanziellen Verpflichtungen verbunden sein können, wird [Microsoft] …eine konventionelle RAND-Lizenz ohne Lizenz- oder sonstige Gebühren anbieten. Wir haben das immer schon jedem ganz klar gesagt, der uns danach gefragt hat.“ Mit anderen Worten, es wird keine finanzielle Verpflichtung geben.

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ZDNet.de Redaktion

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