Mobilcom: Hoffen und Bangen in Büdelsdorf

Die angeschlagene Telefonfirma Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) hofft erneut auf Rettung in letzter Minute: Kurz vor Ablauf einer Frist zur Begleichung von Milliardenschulden am Donnerstag zeigte sich Firmensprecher Matthias Quaritsch am Dienstag „vorsichtig optimistisch“, dass die drohende Insolvenz abgewendet werden könne.

An den Verhandlungen zwischen den Gläubigerbanken und Mobilcom ist deren Partner France Télécom nach eigenen Angaben jedoch nicht beteiligt. Die Pariser setzen demnach auf eine „deutsche Lösung“. „Eine Insolvenz von Mobilcom würde für alle Beteiligten nur Nachteile bringen“, betonte Quaritsch. Am Donnerstag ist bei Mobilcom ein Kredit von 4,7 Milliarden Euro fällig, den das Unternehmen zum Aufbau eines UMTS-Netzes aufgenommen hatte.

Die Gläubigerbanken hatten die Schulden zuvor mehrfach kurzfristig gestundet. Die nun erneut unsicheren Aussichten lösten starke Schwankungen bei der Mobilcom-Aktie aus: Sie bewegte sich bis zum frühen Nachmittag zwischen 4,95 und 4,30 Euro. Mobilcom führe die Gespräche mit den Gläubigerbanken allein, betonte France-Télécom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra in Paris. Damit hänge „alles von der deutschen Seite ab“.

Er deutete an, dass der Pariser Konzern erst danach bereit sei, seinen Verpflichtungen gegenüber Mobilcom nachzukommen. France Télécom hält 28,5 Prozent der Anteile bei dem Büdelsdorfer Unternehmen. Am Montagabend war eine Sitzung des Verwaltungsrats ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Vinciguerra trat erneut Berichten entgegen, wonach France Télécom für Mobilcom-Schulden in Milliardenhöhe einstehen wolle.

Der Konzern hatte stattdessen vorgeschlagen, für fällige Forderungen von Banken und Mobilcom-Lieferanten France-Télécom-Schuldtitel auszugeben, die ab einem Kurs von 47 Euro in Aktien umgewandelt und dann verkauft werden können. Derartige Titel zählen aus finanztechnischer Sicht nicht als Schulden. „Wir warten händeringend auf ein Signal von France Télécom“, sagte hingegen der Betriebsratvorsitzende für das UMTS-Geschäft, Jörg Malter, AFP. Zugleich wandte er sich gegen einen weiteren Stellenabbau bei Mobilcom: „Ich kann mir nicht denken, dass uns das noch helfen würde.“

Mobilcom hatte Ende September ein umfangfreiches Restrukturierungsprogramm angekündigt, das auch die Streichung von 1850 der insgesamt 4200 Vollzeit-Stellen vorsieht. Zudem legte die Firma den Ausbau ihres UMTS-Netzes in Deutschland auf Eis. France Télécom hatte Mitte September den Geldhahn für das Büdelsdorfer Unternehmen zugedreht.

Der Pariser Konzern ächzt selbst unter Schulden in Höhe von 70 Milliarden Euro. Eine Insolvenz von Mobilcom konnte danach nur durch einen Rettungskredit der Bundesregierung verhindert werden. Seitdem streiten beide Firmen über die Frage, inwieweit France Télécom vertraglich zur Schuldenübernahme und weiteren Finanzierung des Ausbaus der UMTS-Mobilfunknetze von Mobilcom verpflichtet ist. „France Télécom hat ein Interesse daran, dass es nicht nachträglich zu einer Insolvenz bei Mobilcom kommt“, sagte IG-Metall-Vertreter Kai Petersen. Er zeigte sich „vom Grundtenor optimistisch, dass es in absehbarer Zeit eine Einigung gibt“. Am Montag hatten die IG-Metall-Beschäftigten von Mobilcom in einem Schreiben die Gewerkschaftsvertreter im Verwaltungsrat von France Télécom um Unterstützung gebeten.

Vor gut einer Woche hatte Mobilcom erklärt, erst Ende Oktober sei mit einer Klärung der Zukunftsaussichten zu rechnen. Die Verhandlungen mit France Télécom, Banken, Lieferanten und Arbeinehmervertretern würden bis Ende des Monats dauern, erst danach sei ein „belastbares Gesamtbild“ zu erwarten.

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ZDNet.de Redaktion

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