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Siebel: „Wir haben keine Angst vor Microsoft“

„Schuster bleib bei deinen Leisten“, riet Siebels Vice President für den europäischen Vertrieb Peter Mark Droste in einem Gespräch mit ZDNet dem Softwaregiganten Microsoft (Börse Frankfurt: MSF). Dieser hatte im Juli dieses Jahres angekündigt, den Markt für Customer Relationship Management (CRM) aufrollen zu wollen. Als Zielgruppe hat sich die Firma von Bill Gates Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern ausgesucht. Erscheinen soll die CRM-Suite noch Ende dieses Jahres. Microsoft hält den Ball flach und will sich selbst nicht als Konkurrenz zu Konzernen wie SAP (Börse Frankfurt: SAP), Oracle (Börse Frankfurt: ORC), Peoplesoft oder Siebel verstanden wissen. Dennoch gehen Analysten davon aus, dass der Business Applications-Markt das mittelfristige Ziel der Redmonder darstellt.

Diese Aussichten scheinen den Siebel-Manager Droste jedoch kalt zu lassen: „Microsoft ist ein Massenhersteller, und uns verbindet eine langjährige Partnerschaft. Darüber hinaus sind Bill Gates und unser Unternehmensgründer Tom Siebel miteinander befreundet. Ich bin überzeugt, dass sich Microsoft vorrangig an das Small Business-Segment wenden wird“, schätzte Droste den Drang zur Erweiterung beim weltgrößten Software-Hersteller ein. „Ein neues Business aufzubauen ist immer ein gefährliches Unterfangen, ich spreche aus eigener Erfahrung. Daher kann ich Microsoft nur raten: Schuster bleib bei deinen Leisten“, erklärte Droste fast beschwörend.

Im Oktober veranschlagte Tom Siebel 250 Millionen Dollar, die die Anbindung der hauseigenen Software an .Net kosten wird. Das Problem: Microsoft kann zwar ohne Siebel leben, Siebel aber sehr viel schlechter ohne Microsoft. Konkreter gesprochen: Zwar adressiert Microsoft im CRM-Bereich momentan kleine und mittlere Unternehmen, ein „Übergriff“ auf Siebel-typische Klienten scheint aber nur eine Frage der Zeit. Möglicherweise verdrängt der Europachef von Siebel diesen drohenden Konflikt ganz bewusst – wieso auch schlafende Hunde wecken?

Eins aber ist jedem in der Branche klar: Ohne Microsoft geht gar nichts. Die .Net-Strategie der Redmonder dockt auf der Ebene der Middleware direkt an das CRM-Werkzeug von Siebel an. Im Oktober erst vereinbarten beide Unternehmen, Siebels CRM-Software via der Integrationsstrategie „Universal Application Network“ (UAN) auf Microsofts .Net-Framework beziehungsweise den „Biztalk“-Server und Office 11 abzustimmen. Ganz so eng will sich Droste jedoch auch nicht an den Riesen anbinden: „Eines ist klar: In naher Zukunft werden wir nur noch zwei große Web Service-Entwürfe sehen: Suns (Börse Frankfurt: SSY) Java 2 Enterprise Edition und eben .Net. Die werden sich den Markt teilen, weitere Mitspieler sehe ich nicht.“ Damit bestätigte der Insider eine gerade erst veröffentlichte Studie von Gartner, wonach sich die beiden Rivalen bis 2005 ein Kopf an Kopf-Rennen liefern werden, um dann vermutlich ausgewogen den Markt zu beherrschen. „Beide haben sich auf grundlegende Strategien wie XML oder SOAP verständigt. Kein Anwender macht sich gerne von einer einzigen Fraktion abhängig, daher müssen wir beide Lager bedienen“, so Droste.

Der Manager war zwölf Jahre lang für Compaq tätig, davor arbeitete er für Nixdorf. 1999 übernahm er das Ruder bei der deutschen Niederlassung von Compaq. Seit März dieses Jahres ist er als Vice President Northern and Central Europe bei Siebel für den Vertrieb in Nord- und Zentraleuropa zuständig. Wenn er nicht gerade im Flugzeug zusammen mit Tom Siebel über Europa kreuzt, wie am vergangenen Wochenende geschehen, dirigiert er die Geschäfte von Ismaning aus, einem Vorort von München mit Flughafennähe.

Eigentlicher Anlass für das Interview waren aber Aussagen vom Ex-Siebel-Vertriebschef und aktuellen USA-CEO von SAP (Börse Frankfurt: SAP), Bill McDermott. Dieser hatte kürzlich gegenüber CNET/ZDNet erklärt: „SAP ist heute der einzige Anbieter für ernsthafte E-Business-Lösungen am Markt. Unternehmen wie Siebel müssen sich auf der makroökonomischen Ebene überproportional anstrengen, weil sie nur eine Sache können.“ Das konnte Droste so natürlich nicht gelten lassen: „Ich halte diese Aussage für nicht sonderlich

ZDNet.de Redaktion

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