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Deutsche Bank mustert Solaris zu Gunsten von Linux aus

Der für die IT zuständige Vorstand bei der Deutschen Bank, Hermann-Josef Lamberti, sprach am Rande der 10 Jahres-Feier von Suse in Nürnberg mit ZDNet und gewährte einen Einblick in die hausinterne Linux-Strategie: Für die Anwenderseite stelle sich die Linux-Community reichlich ungeordneter dar. Lamberti wies beispielsweise darauf hin, dass es aktuelle eine Diskussion um Rechte an Linux gebe. Einige Firmen, die Bestandteile zu dem Betriebssystem beigesteuert hätten, stellten nun Ansprüche die mit Eigentumsrechten verknüpft seien.

Doch auch die Anarchie, die eine reine Open-Source-Entwicklung mit sich bringe, berge Gefahren. Zwar könne sich kein Land oder Hersteller, das Betriebssystems vereinnahmen, doch reiche eine weitgehend ungesteuerte Weiterentwicklung, die etwa Middleware vernachlässige, nicht, um die Anwender zufrieden zu stellen. Lamberti forderte Distributoren sowie die gesamte Entwicklergemeinde auf, sich verstärkt darum zu kümmern, Datenbanken und Prozesse über mehrere Prozessoren verteilen zu können. Explizit sprach er die neue RAC-Architektur von Oracle (Börse Frankfurt: ORC) an. Solche Cluster-Technik erlaube, die Last und Performance sehr großer Datenbanken über Gruppen aus vergleichsweise preisgünstigen Rechnern zu skalieren.

Die im Vergleich zu Unix geringeren Kosten spielen auch für die Deutsche Bank durchaus eine Rolle. Benchmarks im eigenen Hause zeigten, dass etwa die Kombination Intel-Linux ein zehn-zu-ein besseres Preis-Leistungsverhältnis aufweise als Sun-Solaris-Variationen, so Lamberti.

So kommt das Open-Source-Betriebssystem mittlerweile auch in unternehmenskritischen Applikationen zum Einsatz. Für die Risiko-Abschätzung im Derivate-Handel etwa setzte das Finanzhaus in London ein Pilotprojekt auf. Das Kalkulationsprogramm konnte in nur drei Tagen von Solaris auf Linux portiert werden, das auf Intel-Rechnern läuft, die mit Itanium-Chips ausgestattet sind. Die Verteilung des Systems auf 40 Server nahm weniger als vier Stunden in Anspruch.

Nun läuft die Applikation 20-mal schneller als zuvor. Eine Portfolio-Analyse, die ehemals vier Stunden dauerte, kostet nun nur noch 20 Minuten Zeit. Lamberti kündigte ein weltweites Roll-out an, für das weitere 400 Server-Lizenzen des Suse-Linux bestellt seien. Mindestens vier weitere Bank-Systeme liefen mittlerweile unter Linux, sagte der Vorstand, und dabei handle es sich nicht um Pipifax. Im Wesentlichen gingen die Linux-Installationen zu Lasten von Solaris, „aber auch anderen Unix-Derivaten“.

Laut Lamberti müssen sich auch Hersteller wie IBM (Börse Frankfurt: IBM) von der Vorstellung verabschieden, Linux sei nur der kleine Bruder von Unix. „Wir haben Erfahrungen mit der Leistung von Linux“, so der IT-Chef der Großbank. „Zu diesem mit Linux möglichen Preis kann heute keiner der etablierten Hardware-Hersteller ein Unix anbieten.“

Für Suse und andere Linux-Distributoren riecht das nach einer Lizenz zum Gelddrucken. Der Anbieter aus Nürnberg peilt in diesem Jahr einen Umsatz von 45 Millionen Euro an. Das Wachstum ist nach Angaben der Firmenleitung zweistellig. Dennoch reicht es heuer nur zu einem „annähernd ausgeglichenem Ergebnis“.

ZDNet.de Redaktion

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