Das US-Justizministerium und Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) haben jeweils einen Beobachter für die Einhaltung der Vereinbarung vom 11. November benannt. In dieses wurden die Anfang November von der Richterin Colleen Kollar-Kotelly angeordneten marginalen Änderungen der ursprünglichen Vereinbarung vom November vergangenen Jahres aufgenommen.
Damals verzichtete das US-Justizministerium auf die angedrohte Zerschlagung des Monopolisten. Im Gegenzug einigte sich Microsoft mit dem Ministerium und mehreren klagenden Bundesstaaten auf einen Kompromiss. Dieser sieht vor, dass Microsoft den Computerherstellern mehr Freiheiten bei der Verwendung von Windows einräumt. So sollen auch Internet-Browser oder Media Player von der Konkurrenz in das System eingebaut werden können. Um dies zu ermöglichen, muss Microsoft den PC-Bauern mehr der bislang geheimen technischen Daten über Windows liefern.
Das Ministerium sowie die klageführenden Bundessstaaten Illinois, Kentucky, Louisiana, Maryland, Michigan, New York, North Carolina, Ohio and Wisconsin nominierten Harry Saal, Microsoft vergab das Mandat an Franklin Fite. In einem vierseitigen Schreiben legt das Justizministerium dar, warum die Richterin die Ernennung absegnen soll. Darin heisst es unter anderem, Saal „war Gründer und Chief Executive Officer von Network General – heute Network Associates -, das sich als erste Firma mit Netzwerkdiagnostik beschäftigt hat“. Saal halt den Doktortitel in Physik und hat Computerkurse gegeben.
Fite kann den Masters-Titel in Informatik an der Stanford University vorweisen und ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Microsoft. Er leitete die Abteilung für das Windows CE-Betriebssystem von 1992 bis 2000. Beobachter bezeichneten die Wahl gerade dieses Aufsehers als vorhersehbar.
Begonnen hatte die Auseinandersetzung Mitte der 90er Jahre, nachdem Microsoft seinen Internet Explorer in sein marktbeherrschendes Betriebssystem Windows eingebaut hatte. Die konkurrierende Internet-Zugangssoftware der Firma Netscape wurde damit am Markt abgeschlagen auf Platz zwei verdrängt. Justizministerium und klagende Bundesstaaten warfen Microsoft vor, sein Monopol bei den Betriebssystemen zu missbrauchen – der Beginn einer jahrelangen Prozessserie vor US-Gerichten.
Der District of Columbia und neun weitere Staaten, als da sind Kalifornien, Connecticut, Florida, Iowa, Kansas, Massachusetts, Minnesota, Utah sowie West Virginia hatten den Deal vom November vergangenen Jahres nicht akzeptiert und drängten auf härtere Sanktionen. Sie haben aktuell noch bis zum Ende dieses Monats Zeit, gegen das in diesem November gefällte Urteil Widerspruch einzulegen. Die Chancen auf eine Wiederaufnahme des Prozesses werden von Rechtsexperten aber als sehr gering eingestuft. Kollar-Kotellys Richterspruch sei wasserdicht.
Ungemach droht dem Softwarekonzern nun nur noch aus Europa: Mit einer Entscheidung im europäischen Kartellverfahren gegen Microsoft ist nicht vor Ende des Jahres zu rechnen. Das erklärte der EU-Wettbewerbsexperte Phillip Lowe in diesem Sommer.
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