Zwei Wochen vor Heiligabend zeigt sich die Branche mit dem bisherigen Weihnachtsgeschäft zufrieden. Experten erwarten, dass im Online-Handel in diesem Jahr neue Rekordmarken erreicht werden. Auch im Gesamtjahr dürften die Internet-Händler im ansonsten arg gebeutelten Einzelhandel zu den klaren Gewinnern zählen.
Allerdings bleibt ihr Anteil am gesamten Handel immer noch gering. Das Marktforschungsinstitut Forrester Research rechnet mit einem Umsatz von 7,6 Milliarden Euro in Europa – was einem Plus von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Auch in Deutschland werden deutliche Zuwächse erwartet – allerdings halten sich die deutschen Verbraucher offensichtlich immer noch stärker als andere zurück, wenn es tatsächlich ans Bezahlen im Netz geht. In Deutschland kauften viele Konsumenten im Laden, was sie sich vorher im Netz angeschaut hätten, erklärt Forrester Research.
Das Institut begründet dies damit, dass es in Deutschland weniger Kreditkartenbesitzer gebe und es den Deutschen schwerer falle, persönliche Informationen im Internet abzugeben – was für einen Online-Kauf allerdings unumgänglich ist. Der deutsche Einzelhandel erwartet in diesem Jahr dennoch eine Steigerung des Online-Shoppings um gut 60 Prozent auf acht Milliarden Euro – ein Viertel davon soll auf die Monate November und Dezember und damit vor allem auf das Weihnachtsgeschäft entfallen.
Und bis jetzt gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass die Verbraucher die Unternehmen enttäuschen: Die Stimmung in der Branche sei „gut und positiv“, sagt der E-Commerce-Experte beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), Olaf Roik. Die Gesamtbranche werden die Internet-Händler mit ihren Erfolgen aber nicht nach oben ziehen können: Der Umsatz im Online-Shopping macht in diesem Jahr laut Roik einen Anteil von lediglich 1,6 Prozent am Gesamtumsatz des Handels aus. Und der Einzelhandel erwartet in diesem Jahr statt neuen Rekorden einen dramatischen Einbruch des Geschäfts. Selbst bei einem guten Weihnachtsgeschäft rechnet etwa der Handelsverband BAG mit dem „schlechtesten Jahr seit Kriegsende“.
Beim Online-Buchhändler Amazon (Börse Frankfurt: AMZ) ist von Krise dagegen nichts zu hören: Während im vergangenen Jahr insgesamt 37,9 Millionen Artikel im Weihnachtsgeschäft bestellt worden seien, habe die Zahl am Montagnachmittag bereits bei 38,6 Millionen gelegen, sagt Amazon-Sprecherin Christine Höger. Auch der Internet-Anbieter AOL (Börse Frankfurt: AOL) zeigt sich hochzufrieden: Seine Seiten wurden in den vergangenen zwei Wochen doppelt so oft angeklickt wie im Vorjahreszeitraum. Trotz dieses Booms bleiben die Renner im Internet-Handel aber unverändert: Nach wie vor werden online vor allem Bücher, CDs, DVDs und Software gekauft. Geändert hat sich allerdings in den vergangenen Jahren das Publikum: Während früher vor allem besserverdienende Männer per Mausklick ihre Geschenke kauften, entscheiden sich nun auch immer mehr Frauen für einen Einkaufsbummel im Netz. Ihr Anteil an den Internet-Käufern liegt dem HDE-Exeprten Roik zufolge bei etwa 40 Prozent.
Wer seine Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr im Internet kaufen will, sollte sich beeilen – denn auch bei der Bestellung im Netz gibt es Lieferzeiten. Amazon garantiert seinen Kunden nur bis zum 21. Dezember, 24.00 Uhr, dass eine Order noch rechtzeitig vor der Bescherung ankommt. Wer es nicht mehr schafft, kann immerhin noch auf elektronische Grußkarten mit Geschenkgutschein zurückgreifen.
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