Web Services: Abstieg einer Microsoft-Innovation

KOMMENTAR – Ehre, wem Ehre gebührt. Web Services sind eine echte Innovation, eine der ersten aus dem Hause Microsoft (Börse Frankfurt: MSF). Üblicherweise besteht die Kreativität der Gates-Company darin, anderer Firmen Ideen für sich und das hauseigene Marketing umzubauen. So war MS-DOS (zu Beginn bekannt als Quick and Dirty Operation System QDOS) im Kern ein abgespecktes Unix-Dateisystem. Bei Windows hatte Bill Gates keine Hemmungen zu bekennen, dass es von Apple abgeschaut sei. Den Urheberrechtsprozess hat Apple verloren, weil das Unternehmen die grafische Oberfläche selbst von Xerox Parc kopiert hatte. Auch die Aneignung des weiteren Microsoft-Product-Portfolios war von Urheberrechtsprozessen mit den Anbietern von Textverarbeitungen, Tabellenkalkulationen, Programmiersprachen, Browsern, Datenbanken und so weiter begleitet. In der Regel endeten sie mit einem Vergleich, dem Untergang oder dem Aufkauf des Ideengebers.

Anders bei den Web Services. Hier ist der Erfindermut Microsofts auch deswegen besonders hoch zu loben, weil das Unternehmen dafür allgemein zugängliche Internet-Techniken einsetzt, sich an die in Redmond verachteten offenen Standards hält und darüber hinaus das der Branche eigene Soap-Protokoll für alle offen legt. Hier ist ein Software-Konzern, der bislang als Inbegriff proprietärer Lock-in-Mechanismen galt, gleich über mehrere Schatten gesprungen. Dennoch sind Web Services kein Vorgriff auf ein künftiges New and Open Microsoft. Das Unternehmen ist schon längst auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, hat sogar Banklizenzen erworben, um mittelständische Unternehmen durch günstige Kredite an sich zu binden. Den Mut zu den Web Services fand das Management vor allem wegen des ungeheuren Geschäftspotenzials: Hier schien sich eine Chance aufzutun, Internet-Anwender und Anbieter zu Millionen, gleichgültig ob Microsoft-Kunde oder nicht, an sich zu binden.

Die Begeisterung in der Branche war gewaltig, als 2000/2001 die ersten vagen Pläne durchsickerten. Microsoft schien einen Ersatz für die gerade platzende Dotcom-Blase anzubieten. Umso größer war das Entsetzen als klar wurde, dass Microsoft über Dienste wie „Passport“ und „Hailstorm“ dafür genutzt werden sollten, von fast jedermann Informationen

ZDNet.de Redaktion

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