Noch steht Arun Sarin im Schatten des großen Vodafone-Chefs Chris Gent. Doch Ende Juli wird der umtriebige Amerikaner dem Briten mit der dicken Hornbrille nachfolgen. Als Chef des weltgrößten Mobilfunk-Betreibers tritt der 48-jährige Sarin in der Vodafone-Zentrale am Londoner Stadtrand ein anspruchsvolles Amt an – die Materie ist ihm aber seit langem vertraut. Der gebürtige Inder mit den ergrauenden Haaren ist seit 1984 in der Branche tätig.
Nicht zuletzt weiß Sarin mit Firmenfusionen umzugehen: Von Februar 1997 bis Juni 1999 war er letzter Chef des US-Mobilfunkunternehmens Airtouch, das von Vodafone geschluckt wurde. Eine kurze Zeit lang nannte sich das transatlantische Firmengebilde dann auch stolz „Vodafone Airtouch“. 2000 kaufte Gent auch den deutschen Anbieter Mannesmann nach einer spektakulären Übernahmeschlacht. Kurz darauf flog „Airtouch“ wieder aus dem Firmennamen, der mit dem Zusatz Mannesmann wohl auch etwas sehr sperrig geworden wäre.
Sarin ging zwischenzeitlich in die Internet-Wirtschaft. Nach einem Ingenieurabschluss in seiner indischen Heimat und einer Uni-Laufbahn an der kalifornischen Elitehochschule Berkeley hatte Sarin seine Mobilfunker-Karriere als 30-Jähriger gestartet, 1984 an der amerikanischen Westküste. Bei der Vorläufer-Firma von Airtouch diente er sich von San Franciso aus an die Spitze. Vodafone-Chef Gent machte Sarin nach der Fusion beider Unternehmen vorübergehend zum Chef der wichtigen – weil ausbaufähigen – Asien-Pazifik-Region. Dort gab sich der Inder als Apostel einer Entwicklung per Hochtechnologie.
Mit einem Posten in der zweiten Reihe fühlte sich Sarin indes nicht ausgelastet. Er nahm zahlreiche, eher deutschen Aufsichtsräten vergleichbare, Manager-Posten in den Boards anderer Firmen an – von der Finanzgruppe Charles Schwab über Internet-Dienstleister Cisco (Börse Frankfurt: CIS) und den US-Modekonzern Gap. Zudem engagierte er sich bei den Non-Profit-Organisationen World Affairs Council, dem Asien-Pazifik-Fund und der Asien-Stiftung.
Im Vodafone-Chefsessel wird Sarin nun einige gewichtige Dossiers von seinem hoch angesehenen Vorgänger, dem geadelten Sir Christopher Gent, übernehmen. Er hat die dritte Mobilfunk-Generation mit Leben zu füllen – und das Handy-Reich weiter zu vergrößern. Schließlich hat Gent gerade seine wohl letzte große Schlacht um die Macht beim französischen Anbieter SFR verloren. Dort ist Vodafone als zweitgrößter Anteilseigner nur Nummer zwei hinter Vivendi Universal. Üblicherweise ist das den Briten nicht genug. Und Vivendi dürfte sich zahlungskräftigen Argumenten wohl nicht für immer verwehren.
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