Für Anwender, die sich dem Thema Web-Services annähern wollen, hat Andreas Slogar seine Erfahrungen in einem Zehn-Punkte-Plan gefasst. Slogar arbeitet bei Sun Microsoystems im Bereich Solution Sales Web Services. Diese Abteilung, hierzulande in Hamburg angesiedelt, berät Manager weitgehend produktneutral dazu, wie sich Web Services implementieren lassen.
- Web Services sind ein DV-technisches Thema. Deshalb kommt niemand, der sich damit auseinander setzen will darum herum, sich über die existente technische Spezifikationen zu informieren. Die erste Anlaufstelle ist deshalb das Standardisierungsgremium W3C.
- Zu der Einführung neuer Techniken gehört aber auch eine unternehmerische Sicht. Wo es langgeht, beschreibt unter anderem das „Real-Time-Enterprise-Model“ des Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Gartner Group. Dieses Modell geht laut Slogar davon aus, dass fast alle Geschäftsprozesse eines Unternehmens künftig automatisiert ablaufen. Eine Möglichkeit, solche Automatismen in die Abläufe einzubauen, bieten Web-Services. Denn sie ermöglichen eine plattformunabhängige Kommunikation zwischen Applikationen mit Hilfe eines normierten Protokolls, des Simple Object Access Protocol (Soap) und einen standardisierten Datenaustauschformats, der Extended Markup Language (XML). Schon zu diesem Zeitpunkt muss zudem klar sein, dass das Zusammenführen von Applikationen auch ein Zusammenwirken unterschiedlicher Gruppen in einem Unternehmen bedeutet – eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen durchgängiger Vorgänge.
- Im nächsten Schritt steht ein Überdenken der DV-Strategie an: Welche Vorteile kann der Einsatz von Web-Services erschließen? Wie viel Flexibilität ist notwendig oder sogar schädlich?
- Auch betriebswirtschaftliche Gründe können gegen die Implementation von Web-Services sprechen. Besitzt das Unternehmen eine gut überschaubare DV-Landschaft mit nur wenigen Schnittstellen, rechnet sich der Einsatz von Web-Service-Infrastruktur kaum. Slogar bezieht sich auf Untersuchungen von des Beratungshauses Arthur D. Little. Seine Untersuchungen ergaben, dass sich der Einsatz von Middleware-Komponenten ab etwa 40 Schnittstellen lohnt.
- Dazu müssen Überlegungen kommen, die die technischen Voraussetzungen im Unternehmen prüfen: Welche Anwendungen sollen überhaupt miteinander per Web-Service in Austausch treten? Welche Anpassungen, Veränderungen sind notwendig? Geht es um Datenschnittstellen, um Batch-Verarbeitung mit Datenkonvertierung oder um Online-Schnittstelle inklusive Datenaustausch?
- Außerdem spielt das Entwickler-Know-how eine wesentliche Rolle. Es entscheidet, welche Infrastruktur eine Firma nutzt. In jedem Fall sollten sich die Projektmitglieder im objektorientierten Design und der objektorientierten Analyse auskennen. Bei einem Web-Service handle es sich schließlich um eine bestimmte Art eines Objekts, so Slogar. Darüber hinaus benötigen Entwickler ein gutes Verständnis der zu verwendenden Architektur. J2EE und Java sind komplex, aber auch .Net ist nicht ohne. Zudem verlangen XML und Soap noch viele manuelle Handgriffe – Fleißarbeit, wie Slogar meint.
- Erst nachdem all diese Voraussetzungen geklärt sind, sollte die Produktauswahl erfolgen: Applikations-, Portal- und Integrations-Server zum Beispiel.
- Web-Services, die einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, müssen in eine Art Gelber Seiten, dem UDDI …., eingetragen sein. Viele Hersteller bieten mittlerweile mit ihrer Entwicklungsumgebung ein Add-on an, mit dem sich Web-Services problemlos registrieren lassen. Die großen Hersteller wie Sun oder Oracle bieten zudem auch einen UDDI-Service an, beispielsweise Oracle (uddi.oracle.com).
- Über XML und Soap hinaus gibt es noch weitere Standards zu beachten, um Prozessketten zu gestalten. Die sind zumeist branchenspezifisch. Als Beispiel nennt Slogar „HL 7“, eine vergleichsweise ausgereifte Übereinkunft aus dem Gesundheitswesen, die zum Austausch von Krankendaten dient.
- Der letzte Punkt des Slogar-Leitfadens ist ein Rat: Web-Services haben viele Vorteile, aber sie sind kein Muss. Anwender sollten sich von den vielen externen Meinungen zum Thema nicht in die Irre führen lassen. Ein guter Ausgangspunkt, um sich selbst fit in Sachen Web-Services zu machen, blieben jedoch die bekannten Standardisierungsgremien.