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Lufthansa: Morgen erstmals Internet im Flugzeug

Wenn am Mittwoch die Boeing „Sachsen-Anhalt“ der Lufthansa mit Ziel Washington abhebt, soll der Begriff Luftpost eine ganz neue Bedeutung erhalten. Die Passagiere dieses Fluges können mit eigenen oder ausgeliehenen Laptops E-Mails versenden, im Internet surfen oder sich in ihr Firmennetz einwählen. „Eine Weltpremiere“, betont Airlinesprecher Michael Lamberty.

Drei Monate lang soll das Surfen in rund 10.000 Metern Höhe kostenlos bleiben. Danach wird es zum kostspieligen Vergnügen: Die Kranich-Airline kalkuliert mit einer Gebühr von 30 Euro pro Flug. Da dies die Kosten möglicherweise nicht deckt, rechnen Experten mit steigenden Ticketpreisen. Hinter den Technikern von Lufthansa und dem Flugzeughersteller Boeing liegt eine monatelange Entwicklungs- und Testphase. Größtes Hindernis auf dem Weg ins World Wide Web an Bord eines Flugzeuges ist eine konstante Verbindung.

Die hinter dem typischen „Jumbo-Buckel“ angebrachte Antenne muß auch bei Geschwindigkeiten von 900 Stundenkilometern, Kurven, Steig- und Sinkflug immer punktgenau auf den Satelliten in 36.000 Kilometern Höhe über dem Äquator ausgerichtet sein, sonst bricht die Verbindung ab. Möglich wird dies durch die Verbindung mit dem Navigationssystem des Cockpits. Während das Handy, die Funkmaus oder ferngesteuerte Spielzeuge an Bord weiter tabu bleiben, stört die Breitband Internet-Verbindung die Systeme nicht. „Das Laptop ist im Gegensatz zu Mobiltelefonen kein aktiv sendendes Bauteil“, erklärt Lamberty den Unterschied. Nehmen die Kunden das Internet-Angebot an, plant die Lufthansa den Einbau in etwa 80 Maschinen auf Langstreckenflügen weltweit.

Bei rund 390 Sitzplätzen pro Jumbo entspricht das Computernetzwerk dem eines mittelständischen Unternehmens. Über die Entwicklungskosten ihres Prestige-Projektes schweigen sich Boeing und Lufthansa aus, schließlich werde hier Pionierarbeit geleistet. „Mit ein paar Dutzend Flugzeugen unter Vertrag rechnet sich das allerdings nicht“, räumt Boeing-Sprecher Heinrich Großbongardt ein. Das Projekt sei „sehr langfristig“ kalkuliert.

Nach dem deutschen Marktführer will auch British Airways in die Testphase gehen. Japan Airlines und die skandinavische SAS hätten ebenfalls bei Boeing unterschrieben, sagt Großbongardt. „Wir sind überzeugt, dass der Zugang zum Internet an Bord für die Airlines einen Wettbewerbsvorteil bedeutet“, gibt sich der Boeing-Sprecher zuversichtlich.

Das dachten seinerzeit auch Delta und United Air Lines und bauten in jede Kopflehne Telefone, die sogenannten Sky Phones, ein. Von dem ehrgeizigen Projekt blieb letztendlich nur ein Telefon pro Kabine meist neben der Toilette übrig. Angesichts des Verhältnisses von Aufwand und Nutzen sieht Professor Hartmut Fricke vom Institut für Luftfahrt in Dresden auch beim Internet-Zugang das Marketing-Argument im Vordergrund: „Ich glaube nicht, dass der Preis ausschlaggebend ist.“ Vielmehr sollen die lukrativen Geschäftskunden der Airline die Treue halten. Da das Geld dennoch wieder reinkommen muss, rechnet Fricke zukünftig mit höheren Preisen zumindest für die First und Business Class.

„Da fällt es am wenigsten auf.“ Ob die kritische Masse der Nutzer erreicht wird, damit sich die Investition trägt, bezweifelt der Experte. Die Kranich-Airline zeigt sich naturgemäß zuversichtlicher: Eine umfangreiche Befragung aus dem Jahr 2001 habe klar das große Interesse der Kundschaft am Internet an Bord gezeigt, heißt es. Insbesondere Geschäftsreisende waren demnach bereit, für diesen Service zu zahlen. Dass die Mehrzahl der potenziellen Nutzer jedoch den eigenen tragbaren Computer bevorzugt, stellt die Techniker vor das Problem, einen international gängigen Anschluss anzubieten. Im kommenden Jahr soll auch diese Hürde auf dem Weg zum fliegenden Büro genommen sein.

ZDNet.de Redaktion

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