Regierung weist Vorwürfe zum Telekom-Börsengang zurück

Die Bundesregierung hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach sie als Miteigner der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) Anleger beim dritten Börsengang des Unternehmens Mitte 2000 getäuscht haben soll. Angaben der ARD-Sendung Report Mainz seien falsch, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Montag.

Nach Darstellung des Senders war die Regierung über ein Schreiben von Telekom-Ex-Finanzvorstand Joachim Kröske informiert, in dem vor Risiken durch den Expansionskurs des damaligen Konzernchefs Ron Sommer gewarnt wurde. Wie auch von der Telekom klargestellt sei über das Schreiben nur im Vorstand, nicht aber im Aufsichtsrat beraten worden, betonte der Ministeriumssprecher. „Wir hatten keine Kenntnis dieses Briefes oder irgendwelcher Detailregelungen“, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, das den Bund als Großeigner im Aufsichtsrat vertritt.

Das Ministerium mische sich grundsätzlich nicht in das operative Geschäft der Telekom ein, so dass es damals auch nicht über die interne Kommunikation des Telekom-Vorstand informiert gewesen sei. Kröske bezeichnete laut der am Montagabend ausgestrahlten Report-Mainz-Sendung in seinem Schreiben Sommers Expansionspläne als „Kapitalmarktspiel“. „Die Käufe von Unternehmen allein auf Rechnung und Risiko der Telekom waren für mich ein Schritt weg von der Volksaktie und das Eingehen einer neuen Risikoklasse für die T-Aktie“, sagte der Ex-Finanzvorstand dem ARD-Magazin.

Der Börsenexperte Wolfgang Gerke warf dem Bund in der Sendung vor, die Anleger betrogen zu haben. Angesichts der von Kröske geäußerten und offensichtlich bekannten Bedenken hätte der Bund „die dritte Emission der Deutschen Telekom nicht so durchführen dürfen“. Der Börsengang hätte entweder gestoppt werden oder zu anderen Konditionen ablaufen müssen. So seien die Anleger aber über die wahre Lage des Unternehmens nicht aufgeklärt und „abgezockt“ worden. „Wenn die Daten, wie sie Dr. Kröske damals dargestellt hat, stimmig sind, war es in meinen Augen Emissionbetrug.“

Der dritte Börsengang der Telekom am 19. Juni 2000 brachte dem Bund einen Rekorderlös von 15,3 Milliarden Euro. Danach fiel der Kurs der Aktie bald deutlich unter den Ausgabepreis für die neuen Anteilsscheine von 66,50 Euro. Dazu trug neben dem aufkeimenden Pessimismus über die Aussichten für den neuen UMTS-Mobilfunk auch die teure Übernahme des US-Anbieters Voicestream bei.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Copilot Wave 2: Microsoft kündigt neue KI-Funktionen an

Copilot wird stärker in Microsoft 365 integriert. Neue Funktionen stehen unter anderem für Excel, Outlook,…

6 Stunden ago

Kritische RCE-Schwachstelle in Google Cloud Platform

Schwachstelle weist laut Tenable auf schwerwiegende Sicherheitslücke in Google Cloud Diensten hin, insbesondere App Engine,…

23 Stunden ago

Microsoft macht Office LTSC 2024 allgemein verfügbar

Die neue Version kommt mit einem Supportzeitraum von fünf Jahren. Währenddessen erhält Office LTSC 2024…

23 Stunden ago

iOS 18 schließt 33 Sicherheitslücken

Sie führen unter Umständen zur Preisgabe vertraulicher Informationen oder gar zu einem Systemabsturz. Apples KI-Dienste…

23 Stunden ago

Intel verschiebt Bau der Chipfabrik in Magdeburg

Das Projekt liegt wahrscheinlich für rund zwei Jahre auf Eis. Aus der Fertigungssparte Intel Foundry…

1 Tag ago

Google kündigt neue Sicherheitsfunktionen für Chrome an

Der Sicherheitscheck entzieht unsicheren Websites automatisch alle Berechtigungen. Zudem können Nutzer in Chrome künftig Websites…

2 Tagen ago