Dem Software-Recycling widmet sich die Fraunhofer-Gesellschaft in Halle 11, Stand A 24 auf der CeBIT (12. bis 19. März 2003). Im Mittelpunkt steht die Frage, wie einmal entwickelte Steuerungsprogramme zumindest in Teilen wiederverwertet werden können. Praktisch scheiterte das Recycling bisher an der Komplexität der Programme. Mit einem „Software-Entwicklungsbaukasten“ wollen die Wissenschaftler dieses Problem nun beseitigen.
„Wir zeigen hier, dass Programm-Komponenten, die in sich abgeschlossen sind, immer wieder neu zusammengesetzt werden können“, erklärt Christian Bunse vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE. Ein Legoroboter soll die neue Methode komponentenbasierter Softwareentwicklung demonstrieren. Auf der Computermesse zieht er seine Kreise und sammelt leise brummend Kugeln ein.
Der Forscher verschiebt auf dem Bildschirm ein Ikon, das einen Softwarebaustein symbolisiert, daraufhin folge der Legoroboter einem neuen Verhaltensmuster: Anstatt weiter stupide und brav im Kreis herumzufahren und einzusammeln, was im Wege liegt, orientiere er sich nun selbstständig, registriere die Positionen der Kugeln, steuere sie an und sammle sie auf.
„Durch Verschieben eines Bausteins ändert sich das Steuersystem und damit das Verhalten des Roboters“, so Bunse. Die komponentenbasierte Programmierung erlaube es, Teilsysteme, die einmal entwickelt wurden, aus dem Kontext herauszulösen und in neue Anwendungen zu integrieren. Gerätehersteller, die ein neues Produkt auf den Markt bringen wollen, könnten mit dieser Methode bereits vorhandene Steuerungssoftware-Bausteine übernehmen.
Bisher ließen sich bewährte und funktionstüchtige Komponenten nur mit großem Aufwand aus den fertigen Programmen herausdestillieren. Die Entwickler von Fabrikanlagen, Automotoren, Spülmaschinen oder Robotern mussten daher die Steuerungssoftware jedes Mal neu schreiben. Mit der neuen KobrA-Methode zur Softwareentwicklung (komponentenbasierte Anwendungsentwicklung) sollen bestehende Komponenten problemlos recycelt werden können. Das eigentlich Neue an der KobrA-Methode sei ein sehr detailliertes Modell, das der Programmierung zugrund liegt, und das künftige Schnittstellen von vorneherein festlege, so die Wissenschaftler.
Die ersten praktischen Erfahrungen mit der neuen Softwarearchitektur bezeichnen sie als ermutigend. „Man kann damit anfangen, für die vorhandene Software ein UML-Modell (Unified Modelling Language) zu entwickeln und dann im Laufe der Zeit immer neue Anwendungstechnologien hinzufügen, bis schließlich eine vollständige komponentenbasierte Produktlinie erreicht ist.
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