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Phonoverband: 267,3 Millionen kopierte Musik-CDs in 2002

Illegale Musikkopien, die schwache Wirtschaftlage und Unsicherheiten in der internationalen Entwicklung haben den deutschen Phonoverbänden im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. „Der Tonträgermarkt in Deutschland hat im Jahr 2002 einen Umsatzrückgang von 11,3 Prozent zu verbuchen“, sagt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände.

Es würden wichtige Rahmenbedingungen fehlen, um die ökonomische Situation der Branche zu stabilisieren. Gebhardt drängt daher auf die baldige Novellierung des Urheberrechtsgesetzes. „Wegen dieser und weiterer erforderlicher Maßnahmen führen die Phonoverbände viele Gespräche mit Vertretern aus Politik und Verwaltung und haben auch den Kontakt zu Bundesjustizministerin Brigitte Zypries aufgenommen.“

Die Bundesregierung habe dem Bundestag zu spät einen Regierungsentwurf zur Novellierung des Urheberrechts vorgelegt, mahnt der Chef der deutschen Phonoverbände an. Der Entwurf sei ursprünglich für Herbst 2001 geplant gewesen, hätte sich aber immer mehr verzögert, und schließlich sei auch noch die vom EU-Parlament genannte Umsetzungsfrist bis Ende 2002 versäumt worden. Gebhardt hoffe auf einen Beschluss des Bundestags im ersten Quartal 2003. Sicher sei das jedoch nicht.

Vor allem auf bessere Rahmenbedingungen hofft die Phonoindustrie. Eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes für CDs soll Kaufanreize schaffen. Im Gegensatz zu allen anderen Kulturgütern bezahle man in Deutschland auf CDs den normalen Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent statt des ermäßigten von sieben Prozent.

„Wir erwarten von der Staatsministerin Staatsministerin Christina Weiss jetzt auch Taten“, sagt Gebhardt. „Sie hat die Ungerechtigkeit erkannt, nun muss die Bundesregierung handeln.“ Von der Einrichtung eines Musikexportbüros erhofft die deutsche Musikwirtschaft sich bessere Möglichkeiten für die Vermarktung deutscher Musik im Ausland.

Legale Musikangebote im Internet werden ein wichtiger Teil des Musikmarktes der Zukunft werden, denkt Gebhardt. Die deutsche Musikwirtschaft unterstütze solche Angebote, die in einem schwierigen Umfeld gegen massenhafte illegale Angebote positioniert seien. Weitere Vermarktungsmöglichkeiten als Klingeltöne sollen systematisch ausgelotet und in den Markt eingeführt werden.

Während die Musik-CD rückläufige Zahlen beschert, schlägt die DVD ein. „Der Siegeszug der DVD hat in unserem Markt maßgebliche Impulse gesetzt. Vor allem hier besteht kurz- und langfristig ein großes Wachstumspotential, das die Musikwirtschaft konsequent nutzt“, sagt Gebhardt. „Immer mehr Veröffentlichungen kommen inzwischen auch als DVD heraus. Von Livemitschnitten und Musikvideos bis zu Opern und auch ganz eigenständigen Kunstformen ist alles dabei.“

Inzwischen zählt der Musikkatalog rund 3000 Musik-DVDs mit stark steigender Tendenz, die Zahl der Gold- und Platinverleihungen für Musikvideos hat im vergangenen Jahr ebenfalls zugenommen.

Dennoch sank der Tonträgerumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent auf 1,970 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 2,220 Milliarden Euro. Den Angaben nach wurden insgesamt 223,7 Millionen Einheiten vertrieben. Das seien 7,6 Prozent weniger (242 Millionen Einheiten) als im Vorjahr.

Dafür ist laut dem Verband der Absatz von DVDs von 1,3 auf drei Millionen Stück sprunghaft angestiegen. Hiervon werde der Musikmarkt auch langfristig profitieren. DVDs würden zunehmend VHS-Cassetten ersetzen, die immer weniger nachgefragt würden. Insgesamt seien noch 0,4 Millionen Einheiten verkauft worden.

Hauptproblem der Phonoverbände seien die massenhaften Musikkopien. Die Zahl der an Private verkauften CD-Rohlinge sei weiterhin angestiegen und lag 2002 bei insgesamt 486 Millionen Stück. Bei einem Musikanteil von 55 Prozent wären das 267,3 Millionen CD-Rohlinge, die nur mit Musik kopiert worden seien. Die Zahl liege damit rund 61 Prozent höher als die Summe verkaufter CD-Alben.

ZDNet.de Redaktion

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