Telekom hofft nach Rekordverlust auf Neuanfang

Die Deutsche Telekom hat wie berichtet im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro geschrieben und damit den größten Fehlbetrag verbucht, der je von einem europäischen Unternehmen veröffentlicht wurde. Das Minus erkläre sich vor allem durch außerplanmäßige Abschreibungen auf Beteiligungen und UMTS-Mobilfunklizenzen, sagte Konzern-Chef Kai-Uwe Ricke am Montag in Hannover. Nach dem „strategischen Großreinemachen“ könne die Telekom nun in einen Neuanfang gehen: „Wir wissen, was zu tun ist. Und wir werden erfolgreich sein.“

2002 sei „insgesamt das schwierigste Jahr überhaupt“ in der Telekom-Geschichte gewesen, betonte Ricke, der nach dem Rauswurf von Ron Sommer im vergangenen November das Ruder in der Bonner Konzernzentrale übernommen hatte. Der Rekordverlust spiegele „die ernste Lage wider, in der sich das Unternehmen im vergangenen Jahr befand. Da gibt es nichts, gar nichts zu beschönigen.“

Mit ihrem Rekordminus stellte die Telekom sogar die vergangene Woche vorgelegten Zahlen der französischen Unternehmen Vivendi Universal und France Télécom in den Schatten, die mit Nettoverlusten von 23,3 Milliarden Euro beziehungsweise 20,7 Milliarden Euro für Schlagzeilen gesorgt hatten. Allerdings erhöhte sich der Fehlbetrag der Telekom im Vergleich zum Abschluss des dritten Quartals im September kaum noch. Die Telekom hatte damals zum Amtsantritt Rickes reinen Tisch gemacht und nach milliardenschweren Abschreibungen mit dem Verlust von 24,5 Milliarden Euro abgeschlossen. Erklärt wurde der hohe Verlust im Gesamtjahr mit außerplanmäßigen Abschreibungen von insgesamt 21,4 Milliarden Euro wegen der strategischen Neuausrichtung des Konzerns. Einschließlich Sachanlagen beliefen sich die Abschreibungen 2002 auf 36,9 Milliarden Euro.

Ricke versicherte den Aktionären, die Rekordabschreibungen belasteten „die Finanzkraft des Konzerns nicht“. „Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, muss man erst einmal das Wasser ablassen“, sagte er. Nun zeigten sich erste Erfolge: „Der Pegel sinkt.“ Nach dem großen Schnitt sei das Ziel im laufenden Jahr, die Schulden weiter zu senken und gleichzeitig profitables Wachstum zu fördern. „Sanierung allein hat nie neue Perspektiven eröffnet“, betonte Ricke. Das Unternehmen dürfe nicht den Fehler machen, sich „kurzfristig gesund zu sparen und mittelfristig zu Tode zu schrumpfen“. Wichtig sei, eine gesunde Balance zwischen beiden Vorgaben zu finden. Der Telekom-Chef sah dabei schon im vergangenen Jahr wichtige Ziele erreicht. So sei das Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) ohne Sondereinflüsse von 15,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf nun 16,3 Milliarden Euro gesteigert worden. Auch der Umsatz legte im Gesamtjahr 2002 um 11,1 Prozent auf 53,7 Milliarden Euro zu.

Hauptwachstumsbringer war dabei die Mobilfunk-Tochter T-Mobile, wo der Umsatz um ein Drittel auf 19,7 Milliarden Euro stieg. Der Schuldenberg, der Ende September noch 64,3 Milliarden Euro betragen hatte, konnte auf 61,1 Milliarden Euro abgebaut werden. Bis Ende dieses Jahres wolle die Telekom die Verbindlichkeiten wie angekündigt auf 49,5 bis 52,3 Milliarden Euro senken, betonte Ricke. Eine Kapitalerhöhung, die möglicherweise den Kurs der T-Aktie weiter drücken könnte, sei zur Schuldenreduzierung nicht notwendig. Dagegen setzt die Telekom weiter auf die Strategie, sich von Bereichen außerhalb des Kerngeschäftes zu trennen. Dies soll in diesem Jahr sechs Milliarden Euro bringen, die zur Schuldentilgung genutzt werden sollen. Dabei seien die Verhandlungen über den Verkauf der französischen Dienstleisters Siris inzwischen weit fortgeschritten, sagte Ricke. Dieser könnte Analystenschätzungen zufolge 300 bis 400 Millionen Euro bringen.

Der T-Aktie halfen die Äußerungen Rickes zunächst nichts: Sie verlor nach anfänglichen Gewinnen infolge der Bilanzveröffentlichung bis zum Nachmittag mehr als fünf Prozent auf deutlich unter zehn Euro. Gegen 14.00 Uhr stand das Papier bei 9,59 Euro.

ZDNet.de Redaktion

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