NEC High Performance Computing Europe (NEC HPCE) stellt auf der CeBIT voller Stolz eines der wenigen Systeme am Markt mit Itanium 2 vor – die TX7-Serie erreiche in der maximalen Ausbaustufe mit 32 Itanium 2 Prozessoren eine Rechenleistung von mehr als 100 Milliarden Gleitkomma-Rechenoperationen pro Sekunde (101,77 Gigaflops gemessen mit dem Linpack-Benchmark). Zusätzlich berichtete der für Cluster und Linux verantwortliche Europamanager Andreas Findling von einer dreistufigen Produktstrategie – bei der sich die eine oder andere Stufe jedoch als Hürde erweisen könnte.
Die drei Standbeine, auf denen NEC HPCE künftig stehen will, bestehen aus Intels Itanium 2, den hauseigenen Vektor-Prozessoren sowie AMDs Opteron. Das erste Bein ist technisch sicherlich anspruchsvoll – nur wenige Anbieter am Markt können auf ein vergleichbares System verweisen. Großrechner-Experte und Konkurrent IBM beispielsweise kann keine vergleichbare Maschine vorweisen. Wieso eigentlich nicht? Der Technical Director System Sales bei IBM Ingolf Wittmann weiß die Antwort: „Sowas wird nicht nachgefragt. Der Markt verlangt nach keinen Itanium 2-Rechnern“, erklärte er gegenüber ZDNet.
Dem widerspricht NEC HPCE-Unternehmensprecher Jörg Stadler vehement: „Wir können durchaus Abnehmer vorweisen. Das niederländische Luft- und Raumfahrtzentrum, das deutsche Klimazentrum in Hamburg, der dänische sowie der britische Wetterdienst werden auf den TX7 umsteigen. Letztere beiden hatten bislang einen TX6 im Einsatz.“ Findling ergänzte, der Erfolg sei sogar so groß, dass man „voraussichtlich im kommenden Jahr“ sogar einen Blade-Server mit Itanium 2 anbieten werde. Der Einwand, dass der ehemals als McKinley bekannte Prozessor für Blades viel zu heiß werden würde – IBM verzichtet zum Beispiel aus diesem Grund auf eigene Produkte dieser Art -, schiebt er beiseite. „Das funktioniert längst. Das US-Unternehmen Appro beispielsweise bieten so was an.“ In Halle 22, wo Appro firmiert, bestätigt der dortige Produktmanager John Lee, dass dafür Pläne bestünden. „Aktuell können wir das aber nicht vorzeigen. Im Juni oder Juli vielleicht.“ Zum Glück arbeiten in NEC-Rackservern aktuell auch etablierte Intel-CPUs.
Der als zweites Standbein bezeichnete Vektor-Prozessor dagegen scheint sich bereits bewährt zu haben – Jahrelang war er das einzige Standbein. „Unser Unix-Betriebssystem Super UX ist für unsere Vektor-CPUs ausgelegt“, so Stadler. Womit das Unternehmen zusätzlich zu dem vorrangig in Japan zum Einsatz kommenden HP-UX auf drei Betriebssysteme setzt. „Super UX wird von uns solange angeboten, wie der Vektor-Chip angeboten wird. Ich sag immer: Never change a running System“, erklärte Stadler. Er geht davon aus, dass das System noch lange laufen wird. Dass die Branche derzeit in Scharen auf den Linux-Zug aufspringt, kann Stadler und Findling nicht erschüttern. Schließlich ist dies ja Teil des eigenen Planes. Unbestritten bleibt jedoch, dass durch die Diversifikation auf drei Betriebssysteme Entwickler-Ressourcen gebunden werden.
„Linux ist für unsere Kunden, die einen Kostenvorteil suchen, ganz klar“, erläuterte Findling. Welchem Distributor hat man denn bislang die Gunst erwiesen? „Bis jetzt kam bei uns ausschließlich Red Hat zum Einsatz. Wir würden aber auch Suse installieren, wenn der Kunde dies wünscht.“ Findling präferiert keinen der beiden großen Player im Markt: „Ich würde nichts mehr fürchten, als dass Microsoft durch Red Hat abgelöst würde.“
Das dritte Standbein besteht aus dem Opteron – allerdings handelt es sich bislang noch um eine virtuelle Säule: „Aktuell befindet sich der Opteron noch im Test – auf Nachfrage können wir aber ein entsprechendes System liefern. HPCE tritt in diesem Fall als Lösungs-Provider auf, nicht als Hardware-Lieferant. Wir bauen keine AMD-Server, aber wir bieten wie ein Systemintegrator solche Systeme an“, so Stadler. AMDs 64 Bit-Chip ist für April dieses Jahres angekündigt und soll gegen Intels Itanium 2 antreten.
NEC hatte die Auslagerung von NEC HPCE im Januar dieses Jahres mitgeteilt. Die Tochter soll die Tradition des High-Performance-Computing-Geschäft von NEC European Supercomputer Systems (ESS) fortführen, das seit 1987 die SX-Supercomputer-Serie in Europa vertreibt.
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