EU will Satelliten-Navigationssystem Egnos statt GPS

Die EU-Kommission hat gestern einen Vorschlag verabschiedet, um das System Egnos in das Galileo-Programm einzubinden. Gleichzeitig gab man zu verstehen, dass das vom US-Militär entwickelte Global Positioning System (GPS) als wenig zuverlässig erachtet werde.

Das GPS besteht aus 25 Satelliten und diente ursprünglich der Steuerung von Militärfahrzeugen und Waffensystemen. Der US-Kongress hatte gleichzeitig bestimmt, dass es auch für zivile Zwecke zum Einsatz kommen solle. GPS-Satelliten sind mit zwei Signalen ausgestattet: Ein verschlüsseltes, präzises für die NATO und ein unverschlüsseltes, absichtlich unscharfes für die Allgemeinheit. Trotz dieser „selective availability“ sollen Ortsbestimmungen bis zu fünf Meter möglich sein.

Mit Egnos bietet Europa seinen Bürgern weitaus bessere Satellitenfunk-Navigationsdienste an, so die Kommission, als sie die Signale des GPS-Systems heute erbringen können: die Ortungsgenauigkeit und die Zuverlässigkeit der Ortungsinformationen werde erhöht, da Egnos im Vergleich zu GPS zusätzliche Signale nutze. Diese werden von drei verschiedenen Satelliten gesendet. An bestimmten Standorten biete es darüber hinaus bessere Empfangsmöglichkeiten, da das System zusätzliche Satelliten anpeilt. Dem Nutzer würden innerhalb von sechs Sekunden Informationen über die Zuverlässigkeit des Systems in Form von „Integritätsmeldungen“ geliefert, wenn die Qualität der empfangenen Signale bestimmte Schwellenwerte nicht mehr erreicht.

Loyola de Palacio, Vize-Präsidentin der EU-Kommission, erklärte, dass das „Egnos zeigt, dass Europa in der Lage ist, ein Satellitennavigationssystem anzubieten. Das System, das eine Verbesserung gegenüber dem GPS-System darstellt, wird die Marktdurchdringung von Galileo dank der raschen Entwicklung einer Vielzahl von Anwendungen der Satellitennavigation, vor allem im Verkehr, in der Landwirtschaft, der Fischerei und der Telekommunikation erleichtern.“

Galileo basiert auf einer Konstellation von 30 Satelliten und Bodenstationen, die Nutzer aus den verschiedensten Bereichen mit Ortungsinformationen versorgen können. Zu diesen Sektoren gehören

  • das Verkehrswesen (Ortung und Ermittlung der Geschwindigkeit von Fahrzeugen, Wegplanung, Navigationssysteme und ähnliches),
  • soziale Einrichtungen (Hilfe für Behinderte oder Senioren beispielsweise),
  • die Justiz und der Zoll (Feststellung des Aufenthaltsortes von Verdächtigen, Grenzkontrollen),
  • das Bauwesen (geografische Informationssysteme),
  • Not- und Rettungsdienste oder der Freizeitsektor (Orientierung auf dem Meer und in den Bergen).

Strittig war lange Zeit die Finanzierung des Projekts, das nach bisherigen Schätzungen etwa sieben Milliarden Mark kosten soll. Vor allem Deutschland, Großbritannien und die Niederlande setzen sich dafür ein, dass Galileo zu einem großen Teil nicht mit EU-Mitteln, sondern durch private Investoren und mögliche Nutzer finanziert wird. Der EU-Ministerrat hatte bereits 1994 die Kommission in Brüssel damit beauftragt, Galileo auf den Weg zu bringen. Der Start einer ersten Kernkonstellation von Satelliten soll 2004 beginnen. Ebenfalls 1994 war die Entwicklung von Egnos beschlossen worden. Es beruht auf einer dreiseitigen Vereinbarung zwischen der Europäischen Gemeinschaft, vertreten durch die Europäische Kommission, der Europäischen Weltraumorganisation und Eurocontrol. Abgesehen von der technischen Verknüpfung von Egnos und Galileo schlägt die Kommission nun vor, Egnos bereits jetzt der Kontrolle des gemeinsamen Unternehmens Galileo zu unterstellen.

ZDNet.de Redaktion

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