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Instant Messaging vs. Corporate Software

Im Gegensatz zu Kommunikationsmitteln wie E-Mail und Telefon, die überall in Unternehmen eingesetzt werden, ist IM deshalb einzigartig, weil es niemals unter der Kontrolle der Unternehmen stand. Mitarbeiter luden IM-Software herunter und setzten sie einfach ein, wodurch IM am Arbeitsplatz genauso erfolgreich wurde wie im öffentlichen Internet.

Nach Angaben von Osterman Research setzten im Jahr 2002 84 Prozent aller Unternehmen irgendeine IM-Software innerhalb ihrer Netzwerke ein. Dieser Studie zufolge soll diese Zahl noch in diesem Jahr auf 91 Prozent steigen und bis 2007 sollen praktisch alle Unternehmen IM-Clients verwenden. Die meisten dieser Produkte werden ohne Unterstützung der IT-Abteilungen der Unternehmen eingesetzt werden.

Mitarbeiter aller Ebenen können zahlreiche Gründe dafür anführen, warum IM-Software gut für den Arbeitsplatz geeignet ist. So weiß man beispielsweise jederzeit, ob ein bestimmter Kontakt gerade online ist, sich in der Mittagspause befindet oder unter einer anderen Telefonnummer erreichbar ist, die in seiner bzw. ihrer Statusmeldung angegeben ist. Außerdem verfügt IM über die Unmittelbarkeit eines Telefonanrufs, eliminiert aber die Notwendigkeit, Smalltalk betreiben zu müssen – wodurch Zeit und damit auch Geld eingespart wird.

Wie bei allen neuen Dingen, so vertraut aber auch bei IM nicht jeder der Technologie. Viele Unternehmen (vor allem in kontrollierten Branchen wie Finanzen und Gesundheitswesen) schränken die Verwendung von IM immer noch ein, weil sie Sicherheitslücken, mangelnde Erfüllung gesetzlicher Vorschriften und Produktivitätsverluste auf Grund geschäftsfremder Kommunikation befürchten. Andere Unternehmen versuchen momentan herauszufinden, was sie mit dieser Technologie anfangen können.

» Die entscheidende Veränderung besteht darin, dass die Unternehmen jetzt erkennen, dass IM in Wirklichkeit ein produktives Werkzeug ist, ein Werkzeug für geschäftliche Kommunikation in Echtzeit. «

— Charles Golvin, Analyst, bei Forrester Research

Im Ergebnis hat diese Akzeptanz kostenloser IM-Software von AOL, MSN und Yahoo durch die normalen Anwender dazu geführt, dass die IT-Abteilungen ihre Richtlinien überdenken mussten, um dieses beliebte Tool zu integrieren. Branchenveteranen vergleichen IM gerne mit den Anfangszeiten der E-Mail, als Unternehmen proprietäre Software für die interne Kommunikation einsetzten und auf Grund von Wettbewerbs- und Sicherheitsbedenken Aufrufe zum Einsatz von Technologien anderer Unternehmen ignorierten.

Vor allem der Finanzsektor hat sich bezüglich seiner Sichtweise auf IM in Widersprüche verwickelt. Einige Unternehmen sind drastisch gegen den Einsatz von IM vorgegangen, weil sie fürchteten, ihre Mitarbeiter würden in den USA gesetzlich vorgeschriebene Regelungen zur Aufzeichnung und Archivierung von Kommunikationen mit Kunden missachten.

Banken fordern Industriestandards
Gleichzeitig hat sich IM aber zu einem unverzichtbaren Werkzeug für diese Branche entwickelt, das den Anwendern dabei hilft, Investitionsentscheidungen in Echtzeit zu treffen. Im Oktober gründete eine Reihe der größten Banken – darunter Credit Suisse First Boston, Lehman Brothers, Merrill Lynch, Morgan Stanley sowie UBS Warburg, Deutsche Bank und J.P. Morgan Chase – eine Gruppe mit dem Namen Financial Services Instant Messaging Association, die führende Anbieter öffentlicher IM-Dienste dazu bewegen soll, Industriestandards für die Interoperabilität anzunehmen.

Technologiefirmen warten nicht darauf, dass das Problem der unterschiedlichen Standards gelöst wird, bevor sie damit beginnen, Produkte für den Unternehmensmarkt zu entwickeln. Eine Woche vor der Gründung der genannten Organisation enthüllte Yahoo seine Pläne für eine Unternehmensversion seines Produkts Yahoo Messenger, die noch für dieses Quartal erwartet wird. Kaum einen Monat später kündigten AOL und MSN ihre eigenen Pläne für Instant-Messaging-Produkte für Unternehmen an.

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ZDNet.de Redaktion

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