Rund um die Uhr flimmern die Bilder vom Irak-Krieg über die Fernsehschirme. Meist schon wenige Stunden, nachdem sie von den Reportern vor Ort gedreht wurden, sind sie weltweit zu sehen. Mit „Videophones“, kleinen tragbaren Schnitt- und Sendecomputern, schicken die Korrespondenten die Filme via Satellit zu ihren Sendern. Zu den Profiteuren des Krieges gehören daher auch die Betreiber von Satelliten-Netzen. Makaber: Schon der Afghanistan-Krieg hatte einige der Unternehmen vor dem drohenden Bankrott gerettet. Ein langer Krieg am Golf ließe ihre Netze noch einige Zeit unter voller Auslastung arbeiten.
Die Firma Inmarsat etwa hat auf ihren Satelliten vor wenigen Tagen zusätzliche Kapazitäten für die Nahost-Region freigeschaltet, um die völlige Überlastung zu verhindern. „Die Medien haben einen monströsen Verbrauch“, sagt Nathanael Chabert, Chef des London Satellite Exchange, einer Agentur für Satelliten-Systeme. „Die Sender allein beanspruchen insgesamt einen halben Satelliten.“ Vor dem Krieg sei es zu Spannungen gekommen, wer den freien Platz für sich beanspruchen könne. „Das war auch schon vor dem Golfkrieg von 1991 so“, sagt Chabert. Besonders CNN sei damals sehr interessiert an großen Kapazitäten gewesen.
Die Militärs indes spielen als Kunden damals wie heute eher eine Nebenrolle. Sie verfügen über eigene Satelliten und buchen sich bei den privaten Anbietern nur ein, um diesen Platz-Vorrat aufzustocken. „Die Kapazitäten werden vor allem für die Soldaten genutzt, die so besser den Kontakt zu ihren Familien halten können“, sagt Chabert. Außerdem nutze die Armee die Satelliten für die Versendung von strategisch wichtigen, verschlüsselten Daten, die außergewöhnlich viel Platz beanspruchten. Zahlreiche Anbieter haben in den vergangenen Jahren Verträge mit der US-Armee geschlossen, allesamt streng geheim. Die US-Firma Panamsat schuf mittlerweiel eine eigene Abteilung, die auf die speziellen Bedürfnisse des US-Militärs eingehen soll.
Auch mit Satelliten-Zubehör machen die Firmen derzeit ein gutes Geschäft; nach eigenen Angaben setzen sie 15 bis 20 Prozent mehr ab als gewöhnlich. Ein langfristiger Schub für die Branche scheint dadurch aber nicht gesichert. „Die meisten Nutzer mieten die Ausrüstung lieber als sie zu kaufen“, sagt Sabine Rouhier, Sprecherin des französischen Unternehmens Tdcom.
Krisen von weltweitem Interesse waren stets ein Segen für die Branche. Schon während des US-Feldzugs in Afghanistan haben die Unternehmen sehr gut verdient. Auch damals versuchten die Fernsehsender, so dicht wie möglich an den Kämpfen zu sein und so schnell wie möglich Bilder davon zu haben. Damals seien meist lukrative Jahresverträge mit den Sendern geschlossen worden. „Wegen des Afghanistan-Kriegs sind einige Firmen der Pleite entkommen“, ist Chabert überzeugt. Im Fall des Irak-Kriegs müssten sich die Firmen jedoch oft mit Halb-Jahres-Verträgen zufrieden geben: „Die meisten Sender spekulieren auf einen kurzen Krieg.“
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