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Web-Services in Kommunen: Sparbüchsen-Potenzial

Am praktikabelsten ist den Projektbeteiligten erschienen, die KDVZ als Provider des Web Service Gewerbeweitermeldung zu definieren. Das Rechenzentrum, ohnehin der Dateninhaber, stellt in dieser Rolle den Dienst zur Verfügung und die Gewerbedaten bereit. Die Mitteilungsempfänger nutzen den Dienst und müssen sich dafür authentifizieren.

Schon bei diesen Überlegungen zeigt sich, dass eine zügige Einführung nicht an technischen Problemen scheitern würde. Sinn macht ein solches Verfahren nur, wenn die Adressaten mitziehen. Diese setzen jedoch derzeit andere Prioritäten, wie das Beispiel Bundesanstalt für Arbeit zeigt. Sie gehört zu den Mitteilungsempfängern, die eine Gewerbeweitermeldung erhalten müssen. Weil die Anstalt bundesweit vertreten ist, hatten die Projektleiter und Initiatoren, in der Behörde einen idealen Partner für das Pilotprojekt gesehen. Doch die Unterhandlungen verliefen ergebnislos.

Aufmerksamkeit bedarf auch die zurzeit gültige Rechtslage. Bis jetzt ist die Aufgabe der Gemeinden erledigt, sobald die Kommunen die Unterlagen an die gesetzlich definierten Empfänger verschickt haben. wenn die Adressaten die Briefe erhalten haben. Das Potenzial der Web-Services eröffnet neue Wege, die Bringschuld ökonomisch sinnvoll zu nutzen. So könnte diese erfüllt sein, wenn die Informationen für die Adressaten zur Abholung bereit stünden. Ähnliche Regelungen hat das Nachbarland Österreich schon 1995 getroffen.

Gemäß einem solchen Szenario fungierte das KDVZ als Broker und stellte neben den Daten selbst eine Schnittstellenbeschreibung per WDSL (Web Description Service Language) zur Verfügung. Die Mitteilungsempfänger könnten mit Hilfe dieser Beschreibung den Zugangskanal generieren und die Informationen darüber abrufen, wann immer sie wollten. Die Abruffrequenz und damit den Aktualitätsgrad der Daten bestimmten die Adressaten selbst.

In der Testinstallation besteht der Web-Services-Layer, der die Daten bereitstellt, im Wesentlichen aus JavaBeans. Der Applikations-Layer basiert ebenfalls auf JavaBeans und implementiert eine Filterlogik. Mit Hilfe dieser Logik werden die Informationen aufbereitet, die berechtigte Mitteilungsempfänger erhalten, unberechtigte Zugriffe werden unterbunden.

Als Laufzeitumgebung kommt der Websphere Application Server von IBM unter Suse Linux zum Einsatz. Der Datenzugriff in der KDVZ-Umgebung erfolgt über DB/2-Connect-Gateway. Dass es gelingt, Daten ohne Weiters vom Mainframe abzugreifen, scheint Schwanbeck noch immer zu erstaunen: „Der Zugriff auf den Großrechner funktioniert“, kommentiert er schlicht.

Doch funktioniert nicht nur das Zusammenspiel von Web Service und Host, sondern auch die Belieferung unterschiedlicher Clients. Ziel des Projekts sei es unter anderem gewesen, die Interoperabilität der Web-Services anhand von Geschäftsvorfällen zu zeigen, erläutert Rieck und Dostal. Aus diesem Grunde haben sie neben einem Java-Client auch einen Dotnet-Client erzeugt, der die Web-Service-Schnittstelle der KDVZ nutzt.

Der Erfolg liegt für die beiden klar auf der Hand. „Die Verwendung der Standards HTTP und XML eignet sich zur Nutzung unterschiedlicher Systemlandschaften.“ Allerdings müssen Entwickler noch kleine Spielräume, die die Standards offenlassen ausgleichen, räumen die Experten ein. Ihren Aussagen zufolge kann das weitgehend automatisiert erfolgen: Sie bauten einen Konverter – ein Skript mit Übersetzungsregeln.

Auch Schwanbeck bestätigt, dass nicht einmal „Kinderkrankheiten“ die Verwendung von Web-Services behinderten, im Gegenteil: die Technik funktioniere „vergleichsweise reibungslos“. Für die Ausarbeitung der Testanwendung und die Abstimmung mit Kommunen und Behörden brauchte das KDVZ/IBM-Team etwa ein drei Monate, die reine Umsetzung des Konzepts hat vier Wochen in Anspruch genommen.

„Der Durchstich ist gemacht“, zieht KDVZ-Leiter Schwanbeck den vorläufigen Schlussstrich. „Die Basistechnik liegt vor.“ Dass an eine Weiterentwicklung dennoch nicht zu denken ist, verhindert hauptsächlich die Tatsache, dass es der KDVZ an Projektpartnern fehlt, wie Landes- und Bundesbehörden oder der Bundesanstalt für Arbeit, die derweil andere Baustellen pflegen.

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ZDNet.de Redaktion

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