Web-Services sind die ideale Technik, um gemeindliche Legacy-Anwendungen in Online-Basen zu verwandeln. Das beweist eine Machbarkeitsstudie, die das KDVZ zusammen mit IBM durchgeführt hat. Außerdem könnten 14.000 deutsche Städte und Gemeinden damit jede Menge Geld sparen. Dennoch stockt die Einführung. Es fehlt der politische Wille.
Schirmherr der KDVZ-Untersuchung ist der Deutsche Städte- und Gemeindebund gewesen, der Interessensverband der kommunalen Selbstverwaltung. Dass der Verbund das Rechenzentrum aus dem Sauerland Web-Services auf ihre Tauglichkeit fürs E-Government zu überprüfen ließ, ist keine Zufälligkeit. Zum einen gehört das Software- und Systemhaus zu den größten kommunalen Rechenzentren. Sodann gilt der Projektleiter, Frank Schwanbeck, als technisch aufgeschlossen und fit. Er selbst gibt sich bescheiden: „Wir versuchen, in Sachen E-Government innovativ zu sein.“
Für ihn ist die Machbarkeitsanlayse ein „ein technisch getriebenes Pilotprojekt“ gewesen. Das Potenzial zur Verknüpfung unterschiedlichen DV-Welten mit Hilfe der Trendtechnik Web-Services habe auf dem Prüfstand gestanden. Doch Erfahrung mit solchen Diensten hatte das Schwanbeck keine. In Manfred Rieck, Projekt-Manager Business Innovation Services bei der IBM und Wolfgang Dostal, IT-Architekt für Enterprise Application Integration (EAI) hat er seine technischen Projektpartner gefunden.
Auf der fachlichen Seite des Pilotprojekts haben die Projektverantwortlichen eine Anwendung gewählt, die klein, überschaubar und leicht verständlich ist. Es handelt sich um die Weitermeldung von Gewerbeanmeldungen: Nachdem eine juristische oder natürliche Person ein Gewerbe bei der Kommune angemeldet hat, muss diese ihrerseits einige Behörden und so genannte „interessierte Dritte“ darüber informieren.
Zu den gesetzlich definierten Adressaten gehören die Bundesanstalt für Arbeit, die Ausländerbehörde, das statistische Bundesamt, die Industrie- und Handelskammern sowie die Krankenkassen. Insgesamt gibt es zwischen zehn und 15 solcher Stellen, die in Kenntnis gesetzt werden müssen. Daneben begehren etwa Rechtsanwälte, Wirtschaftprüfer und Steuerberater Auskunft. Allerdings bekommen diese nur einen Teil der Daten und müssen dafür bezahlen.
Bisher geschieht die Weitermeldung auf Papier, per Massendruck. Doch allein der Versand kostet die Städte und Gemeinden Unsummen. Nach Angaben der Statistischen Landesämter verzeichnete die Stadt Mainz im vor zwei Jahren 1988 Anmeldungen, 1378 Abmeldungen und 329 Ummeldungen, in München gab es insgesamt 31 500 Gewerbemeldungen und in Hamburg 35 819.
Wird pro Meldung nur ein Euro für Druck und Versand gerechnet, entstehen im Hamburg bei 15 Weitermeldungen Druck- und Versandkosten in Höhe von 537 285 Euro, München käme auf 472 500 Euro und Mainz immerhin noch auf 55 425 Euro. Diese Beträge entfielen, wenn die Daten auf elektronischen Wege, bereitgestellt würden.
Dostal und Rieck haben die einfache Rechnung auf die 14 000 Kommunen ausgedehnt. Bei durchschnittlich nur zwei Gewerbeanmeldungen pro Tag, 480 im Jahr, 15 Empfänger der Weitermeldung und einem Euro Unkosten pro Brief, kommen sie auf jährlich 100,8 Millionen Euro alleine an Druck- und Versandkosten. Diese entfielen schlichtweg bei Umstellung auf elektronische Wege.
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