Systematisches Wissens-Management ist weiter verbreitet als bisher angenommen, ergab eine von IBM in Auftrag gegebene weltweit durchgeführte Studie. Glaubt man den Ergebnissen der Untersuchung, planen rund 70 Prozent aller Unternehmen ein oder mehrere Knowledge-Management-(KM)-Projekte. Das Paradoxon: Zwar ist die Mehrheit der befragten Chief Executive Officers (CEOs) überzeugt, dass Wissensressourcen überlebenswichtig sind, gleichzeitig bewerten die CEOs aber die gegenwärtige Leistungsfähigkeit in diesem Bereich schlecht bis sehr schlecht.
Bei so viel Unsicherheit in den Unternehmen verwundert es nicht, dass Knowledge Management der neueste Hit der Unternehmensberater ist. So wird den Topmanagern auf Kongressen das „Erschließen der Ressource Wissen“ als überlebenswichtig nahegelegt. Schon als geflügeltes Wort ist dafür die Berater-Formel „Wenn Siemens wüsste, was Siemens alles weiß …“ in den einschlägigen Sprachgebrauch eingegangen. Noch plastischer formuliert es Hans-Jörg Bullinger, Leiter des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart: „Wenn alles ungenutzte Wissen, alle gebunkerten Informationen in den bundesdeutschen Unternehmen sichtbar wären, dann wären die Büros und Gänge hoffnungslos bis unters Dach verstopft.“
In Deutschland haben sich nicht nur Beratungshäuser sondern auch IT-Konzerne das Thema auf die Fahne geschrieben. Zu den Vorreitern gehört IBM. Der Stuttgarter Konzern hat bereits seit mehreren Jahren eine Vielzahl von „Knowledge Networks“ im Einsatz. 1995 wurde das „Enterprise Systems Management“ (ESM) gegründet. Das Wissensnetz, das mit einer 25-köpfigen Mann gestartet war, ist mittlerweile auf 4000 Miglieder angewachsen. IT-Portale knüpfen die Informationsquellen aus verschiedenen Anwendungen auf einem Bildschirm transparent zusammen. Dem Benutzer erscheint es wie eine einzige Anwendung, und er kann direkt auf integrierte Wissens-Managementfunktionen zugreifen. Peter Schütt, Direktor Knowledge- Management bei IBM: „Die Grundsatzüberlegungen, die jahrelang über Wissens-Management geführt wurden, gehören längst der Vergangenheit an. Heute geht es vorrangig darum, die Produktivität der Wissensarbeiter zu steigern.“ Natürlich könne man Wissen nicht managen, aber man könne ein Umfeld schaffen, in dem es gedeiht. Der IBM-Manager: „Darüber hinaus ist es wichtig, die internetbasierten Business Communities zu stärken – und an das stille Wissen im Unternehmen heranzukommen.“ Es sei ja schließlich kein Geheimnis, dass es in einem Unternehmen eine offizielle und eine inoffizielle, beziehungsweise informelle, Organisation – die „good-old-boys-Netzwerke“ gebe.
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