Parallel zur Verkleinerung Ihrer Entwickler-Teams konzentrieren sich Unternehmen zunehmend darauf, die notwendigen Dienstleistungen möglichst mit der vorhandenen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wenn die vorhandene Infrastruktur diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird, müssen sie auf Fertiglösungen zurückgreifen, da sie nicht mehr über die notwendigen eigenen Ressourcen verfügen, um die bestehenden Lösungen zu erweitern oder von Grund auf neue zu entwickeln. Dies ist ein Bereich, in dem die Java-Gemeinde einen deutlichen Vorteil gegenüber .NET mitbringt. Suchen Unternehmen nach Enterprise-Class-Lösungen, die schnell implementierbar sind, werden sie zahlreiche Java-basierte Lösungen finden, aber nur ganz wenige .NET-basierte.
Eine Firma benötigte z.B. dringend ein neues eigenständiges System für die Personalverwaltung, das sich in das selbst entwickelte Buchhaltungssystem integrieren ließ. Der für das Auswahlverfahren zuständige IT-Mitarbeiter fand eine Reihe von Enterprise-Class-Systemen, die auf J2EE basierten, aber nur zwei Angebote mit der Microsoft-Technologie. Und beide basierten auf COM, nicht auf .NET. Aufgrund ihrer umfangreichen Investitionen in eine Microsoft-Infrastruktur entschied sich die Firma für eines der COM-basierten Systeme. Als es an die Vertragsunterzeichnung ging, fragte man den Software-Hersteller, wann mit einer .NET-Version des Systems zu rechnen sei. Die verblüffende Antwort des Herstellers: Dies sei die letzte Version der Software auf Basis von Microsoft-Technologie – man sei gerade dabei, sie in Java zu konvertieren!
Auf die Frage nach den Gründen für diesen Wechsel zu Java gab der Hersteller zwei Antworten: Einmal ging er davon aus, die Software mit weniger Aufwand auf mehr Plattformen laufen lassen zu können. Der Hersteller gab zu, dass die erste Version noch sehr WebSphere-zentriert war und man noch nicht daran dachte, sie für mehrere Plattformen verfügbar zu machen, da es zunächst vor allem um die schnelle Konvertierung ging. Der zweite Grund für den Wechsel war die Überzeugung des Herstellers, für ein Produkt auf Basis von J2EE mehr Geld verlangen zu können als für eines auf Basis von Microsoft-Technologie – bis zu zweieinhalb Mal so viel! Außerdem hatte man die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen oft die Hilfestellung des Herstellers bei Installation und Deployment der J2EE-Version des Systems in Anspruch nehmen, während die Kunden beim Microsoft-System fast immer darauf bestanden, die Installation selbst vorzunehmen. In den Augen der Kunden war bei der Microsoft-Technologie keine „schwarze Magie“ im Spiel, wohl aber bei der J2EE-Implementierung.
Dem stimmten die meisten der Entwicklungs-Manager zu. Auch sie hatten die Erfahrung gemacht, dass bei der Einführung von umfangreichen Enterprise-Systemen auf Basis von J2EE die Implementierung fast immer vom Hersteller oder einer vom Hersteller empfohlenen Beratungsfirma durchgeführt wurde statt von internen Mitarbeitern. Dieses Phänomen gaben sie auch als Grund dafür an, dass ihre Unternehmen nicht bereit seien, für Schulungen auf der J2EE-Plattform Geld auszugeben. Unternehmen befinden sich in Bezug auf geschultes J2EE-Personal in einer Zwickmühle: Wenn sie Geld in Schulungen investieren, verlassen die Mitarbeiter evtl. das Unternehmen für einen besser bezahlten Job bei einer Beratungsfirma. Besitzen sie jedoch kein geschultes Personal, sind sie gezwungen, für die Installation und Wartung ihrer J2EE-basierten Systeme für teures Geld auf Beratungsfirmen zurückzugreifen.
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