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Microsoft und Co provozieren Bruch bei Standards für Web Services

Microsoft (Börse Frankfurt: MSF), IBM (Börse Frankfurt: IBM) und Verbündete wie SAP (Börse Frankfurt: SAP), Siebel oder Bea werden dem Strandardisierungsgremium Advancement of Structured Information Standards (Oasis) voraussichtlich noch in dieser Woche einen Vorschlag für einen Web Service-Standard vorlegen, mit dem mehrstufige Transaktionen abgebildet werden können. An einem solchen Entwurf sitzt jedoch bereits die Choreography Working Group, der Microsoft aber kürzlich den Rücken gekehrt hat.

Die von der W3C initiierte Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, einheitliche Standards für den Datenaustausch zwischen Web Services zu etablieren. Damit soll ein Händler beispielsweise festlegen können, welche Informationen einer Transaktion in welchem Umfang an welche Geschäftspartner oder Angestellte weitergemeldet werden soll. Mitte vergangenen Monats war ein Meeting anberaumt, um die Kommunikation zwischen Web Services in einem mehrstufigen Prozess zu diskutieren. Nachdem Microsoft zunächst seine Teilnahme abgelehnt hatte, sandte der Konzern in letzter Minute zwei Entwickler in die Versammlung vom 13. und 14. März. Die beiden Programmierer legten nach Auskunft von Teilnehmern einen Entwurf vor, der gemeinsam mit IBM und Bea erarbeitet worden war. Wenige Tage nach dem Treffen informierte der Redmonder Konzern den stellvertretenden Leiter Steve Ross-Talbot, dass man aus der Gruppe austreten werde. Dieser ist nach eigenen Aussagen immer noch „baff erstaunt“ über den Schritt.

Nun hat Microsoft, IBM und Bea ihren Vorschlag also an Oasis weitergereicht. Unterstützung erfahren sie dabei von rund 20 Firmen, darunter SAP und Siebel. Der Entwurf hört auf den Namen Business Process Execution Language for Web Services (BPEL4WS, kurz BPEL). Nach Aussagen von Firmensprechern von IBM und Bea werden für den Einsatz von BPEL keine Lizenzgebühren fällig. Bis in einem Jahr wolle man das Verfahren in all seinen relevanten Produkten integriert haben.

Mit dem jüngsten Manöver aus Redmond steht die Entwicklergemeinde in Sachen Web Services vor einer Frontenbildung, wie sie aus vielen anderen Bereichen bereits bekannt ist: Microsoft und Verbündete auf der einen Seite, Oracle (Börse Frankfurt: ORC) und Sun (Börse Frankfurt: SSY) als Mitglieder der Choreography-Gruppe auf er anderen. Beide Gruppen positionieren auch eigene Standardisierungs-Gremien: Erstere haben Oasis ins Spiel gebracht, zweitere agieren unter der Schirmherrschaft des W3C.

Analysten versuchen die neue Situation zu deuten: „BPEL gewinnt an Fahrt“, erklärte beispielsweise Ron Schmelzer, Analyst von Zap Think. „Unterm Strich bedeutet das, dass die W3C aus dem Spiel ist.“ Das hat wohl auch Oracle eingesehen, will aber die Hoffnung nicht aufgeben. Der Don Vice President of Standards Strategy beim Datenbankspezialisten, Don Deutsche, sagte: „Wir haben eine Fragmentierung des Standardisierungsprozesses von Web Services nie gewollt, aber wenn man eine zweite Front aufmacht, was gerade der Fall ist, besteht zumindest die Möglichkeit dafür.“ Seine Hoffnung basiert darauf, dass sich die beiden Gruppen ergänzen – wenn nur der Wille zur Koordination bestehe.

Deutsche versuchte sich auch in einer Erklärung, wieso der Erzrivale Microsoft sein eigenes Süppchen kochen will – und wiederholte damit einen seit Monaten im Raum stehenden Vorwurf Oracles an die Konkurrenten: Lizenzgebühren. Für vom W3C verabschiedete Standards dürfen keine Rechte eingefordert werden. Anders bei von Oasis abgesegneten Spezifikationen. Auch wenn – wie IBM sich beeilte zu betonen – keine Lizenzgebühren für den Einsatz von BPEL fällig würden, könnten doch Zahlungen auf die eine oder andere Weise erfolgen. „Was für den einen kostenlos sein mag, kann dem anderen viel Geld abverlangen“, so Deutsche. „Der Knackpunkt sind die rechtlichen Winkelzüge in der Nutzerordnung.“

Auf Anfrage erklärten Vertreter von IBM, Microsoft und Bea, dass es gebührenfreie BPEL-Produkte geben werde. Gleichzeitig schlossen sie aber nicht aus, dass für andere Lizenzverträge abgeschlossen werden müssen. Aber man plane zusätzlich Open Source-Versionen von einigen Anwendungen.

In einem umfangreichen News Report liefert ZDNet „Alles Wissenwerte zu Web Services„.

ZDNet.de Redaktion

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