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Red Hat 9 und Suse Linux 8.2: Rot gegen grün

Red Hat verzichtet – genau wie Suse – auf die Installationsdisketten. Für die meisten aktuellen Rechner ist das in Ordnung, aber viele PC verweigern das Booten von einem CD-Brenner. In diesem Fall braucht es einen funktionierenden Rechner mit DOS oder eine Emulation, und man kann mit dem Tool /dosutils/rawrite Bootdisketten im Eigenbau erstellen.

Red Hats Installation verwirrt schon gleich am Anfang. „Es wurden keine Geräte des für diesen Installationstyp benötigten Typs gefunden“. Aha. Gemeint ist vermutlich das SCSI-Modul, das auf der zweiten Boot-Diskette liegt, die man nun einlegen muss.

Sobald man im grafischen Teil des Installers angekommen ist, verkündet Red Hat, man müsse erst das gesamte Handbuch durchlesen, das es bei Red Hat Inc gäbe. Die kleinere Red-Hat-Version hat jedoch keine kompletten Handbücher.

Die Hardwareerkennung

Red Hat erkennt die an /dev/ttyS1 angeschlossene Logitech-Radmaus nicht, lädt aber immerhin einen normalen 2-Button-Maustreiber, so dass bequeme Auswahl möglich ist. Der Samsung Sync Master 950 p plus ist dem Installationsprogramm noch immer unbekannt, obwohl schon über zwei Jahre alt.

Positiv fällt dagegen – wie bei der Vorgängerversion – auf, dass dem Bootlader (grub) ein Passwort beigegeben werden kann, was unbefugten Zugriff auf den Rechner erschwert. Es ist auch möglich, schon in dieser frühen Phase Firewall-Regeln einzugeben, um von Anfang an optimal geschützt Verbindung mit dem Internet zu haben. DSL kann jedoch erst im fertig installierten System eingerichtet werden.

Der Start

Während des Bootens hagelt es Warnungen über über fehlerhafte Eintragungen für diverse diakritische Zeichen der Fonts, dennoch funktionieren diese später einwandfrei. Danach begrüßt einen dann ein aufgeräumt wirkendes System mit ansprechender Optik. „Bluecurve“ nennt Red Hat die kräftige Abweichung vom normalen Gnome- bzw. KDE-Look-and-Feel. Bluecurve sieht nicht nur hübsch aus, es schaut unter KDE und Gnome auch gleich aus. Wer also im einen Desktop eingearbeitet ist, kann aus dem Stand heraus auch im anderen arbeiten.

Bei der Paketauswahl ist Red Hat wie gewohnt etwas konservativer als Suse vorgegangen, aber deswegen ist sie nicht schlechter. Der gcc ist auf Versionsstand 3.2.2, die glibc hat 3.2.3. KDE kommt als 3.1 und Gnome als 2.2. Mozilla ist mit 1.2.1 up-to-date, genau wie Open Office (1.0.2).

Nach dem Start laufen unnötigerweise ein at-Daemon sowie ein Portmap, was ein Sicherheitsrisiko darstellt. Weshalb Red Hat ISDN- und PCMCIA-Services aktiviert at obwohl gar keine Hardware dafür vorhanden ist bleibt ebenso rätselhaft, wie der aus nicht eruierbaren Gründen hängende Speichern-Dialog von KDE, solang Gnome als Desktop läuft. Eigentlich sollte das klappen.

Das System

Bei Red Hat gibt es den sogenannten Red Hat Network Monitor, der Systemeinstellungen und -installationen überwacht und gegebenenfalls Updates empfehlen kann. Die Logik darin ist aber gewöhnungsbedürftig. Rot bedeutet veraltet, Updates verfügbar. Grün zeigt eine laufende Überprüfung an und Blau, dass alles in Ordnung ist. Bei drei Farben hätte man wohl eher eine Ampellogik erwartet (rot-gelb-grün), aber vielleicht passt Blau besser zu Bluecurve.

Besonders interessant war es, die Qualität der Übersetzung zu inspizieren. Dies ist fast schon traditionell die Achillesferse von Red Hat. Und man merkt, dass man sich bemüht hat. Man findet nicht mehr an jeder Ecke schräge Formulierungen. An Kleinigkeiten, wie die Aufforderung, einen „Weiter“-Button zu drücken, wo es nur „Vor“ und „Zurück“ gibt, gewöhnt man sich schnell.

Nach wie vor ist die Übersetzung jedoch lückenhaft, wie auf dem Screenshot gut zu sehen ist. Deutsch und Englisch werden oft wild gemischt. Oft werden auch nur stillschweigend tiefer gehende Kenntnisse vorausgesetzt, die zum Verständnis beitragen. So bekommt jemand, der Bluecurve folgend, mal den jeweils anderen Desktop ausprobieren will, die Meldung, dass „die Vorgabe jedoch Vorgabe“ sei.

Tücken im Detail

Bei Red Hat ist das Bemühen um den Anwender sichtbar, aber es gibt oft Details, die es dann doch schwerer machen als nötig. So hat inzwischen auch Red Hat einen Wizard für T-DSL-Kunden, der genau wie bei Suse die einzelnen Bestandteile getrennt entgegen nimmt. Leider akzeptiert er beim Passwort nur Ziffern. Die Originalpasswörter von T-Online bestehen tatsächlich nur aus Ziffern, aber Passwörter kann (und soll!) man ja ändern. Aber dann geht der Wizard nicht mehr.

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ZDNet.de Redaktion

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