Mit Kampfpreisen und Werbetrommeln sind die Konkurrenten der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) Ende vergangener Woche auch im Ortnetz gegen den Ex-Monopolisten angetreten. Doch kaum hat der Wettbewerb mit Call-by-Call begonnen, wird die schärfste Waffe schon wieder stumpf: Laut Regulierungsbehörde darf die Telekom ab 1. Juli von ihren Konkurrenten für die Durchleitung von Gesprächen im Ortsnetz einen Zuschlag von 0,4 Cent pro Minute berechnen.
Kampfpreise sind laut Teltarif-Chef Martin Müller dann nicht mehr möglich. Während Millionen Deutsche noch den Umgang mit den neuen Angeboten proben, könnte der Traum von Ortsgesprächen für weniger als einen Cent pro Minute bald ausgeträumt sein. Noch würden die Niedrigpreise des ersten Tages gelten. Fünf Call-by-Call-Anbieter sind zurzeit im Ortsbereich aktiv. So haben die privaten Telefonkunden die Wahl zwischen 01051 Telecom, Freenet mit den Vorwahlen 01010 und 01024, Arcor (01070), Tele2 (01013) und 3U (01078).
Die Anbieter locken mit besonders günstigen Minutenpreisen oder – im Fall von 3U – mit einer genauen Abrechnung im Sekundentakt. Ausschließlich für Geschäftskunden bieten außerdem COLT Telecom (01028) und MCI (01088) ihre Dienste an. Weitere Firmen werden nun aber womöglich gar nicht erst an den Start gehen. Insgesamt 19 Unternehmen hatten mit der Telekom im Vorfeld entsprechende Verträge abgeschlossen, doch „sicherlich haben einige Wettbewerber die Entscheidung des Regulierers abgewartet“ und würden nun ihr Engagement überdenken, befürchtet Carola Elbrecht, Telekom-Expertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).
Die Telefonkunden müssten dann bei schmalerem Angebot mit höheren Preisen rechnen. Besonders sauer sind jene Telekom-Konkurrenten, die bereits aktiv sind und dafür Einiges investiert haben. „Dem Wettbewerb, der in den Kinderschuhen steckt und gerade erst erfolgreich gestartet ist, wird der erste große Stein in den Weg gelegt“, klagt Martin Lukas, Sprecher von 01051 Telecom. Auch andere Einzelanbieter und der Branchenverband VATM sehen in der Entscheidung der Bonner Behörde eine massive Behinderung des Wettbewerbs; einige erwägen deshalb den Gang vor Gericht. „Es macht für keinen Anbieter Sinn, höhere Preise als die Telekom zu verlangen“, erläutert Lukas. Doch zumindest zu den Nebenzeiten, also an Wochenenden sowie an Wochentagen zwischen 18.00 Uhr abends und 7.00 Uhr morgens, könne der Telekom-Preis von 1,5 Cent pro Minute wegen des Zuschlags künftig von den Konkurrenten nicht mehr erreicht, geschweige denn unterboten werden: „Wir müssen dann allein für die Zusammenschaltung einschließlich Mehrwertsteuer 1,484 Cent an die Telekom zahlen“, rechnet Lukas vor.
Dazu kämen Kosten etwa für die eigene Technik und Personal. Ein seriös kalkulierendes Unternehmen könne unter diesen Bedingungen allenfalls für 1,6 bis 1,7 Cent pro Minute Call-by-Call-Ortsgespräche in den Nebenzeiten anbieten, bestätigt Müller. Geschätzte zwei Drittel aller Ortstelefonate von Privatkunden entfallen aber just auf diese Nebenzeiten. Immerhin könne die Telekom zu den Hauptzeiten, wo der Ex-Monopolist bis zu sechs Cent pro Minute verlangt, weiterhin unterboten werden: „Hier rechnen wir mit Call-by-Call-Preisen zwischen 2,2 und 2,5 Cent pro Minute“, so Müller.
Dass die von den Anbietern selbst als „Einführungspreise“ bezeichneten Dumpingangebote ohne Abstriche bleiben würden, sei allerdings auch ohne den Aufschlag nicht zu erwarten gewesen, betont Elbrecht. Doch würden die Telekom-Firmen nun voraussichtlich noch stärker zu Mischkalkulationen gezwungen – etwa durch supergünstige Preise zu bestimmten Tageszeiten, dafür aber deutlich teurere Tarife an anderer Stelle. „Telefonkunden müssen ab 1. Juli noch genauer hinschauen“, rät die Expertin. Zumindest bis zum 30. November – denn dann laufen die so genannten Interconnection-Tarife ohnehin aus. Und die Karten werden beim Regulierer nochmals neu gemischt.
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