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„Pervasive Computing“ – die neue industrielle Revolution?

Damals hatte Gerstner als CEO von IBM beschrieben, wie eines Tages ein Auto seinen Hersteller auf ein Motorenproblem hinweisen würde, welches dann über ein mobiles Hochgeschwindigkeitsnetzwerk und -Ferndiagnose-Software behoben werden könnte, ohne dass der Fahrer von alldem etwas mitbekommen würde. Entsprechende Technologien kämen in sämtlichen Geräten, vom Automaten bis hin zum Videorekorder, zum Einsatz.

Leider nahm man diese Vision sehr ernst.

Eine Zeit lang habe sich die Idee auf Kühlschränke beschränkt, die für ihren Besitzer in Internet-Supermärkten Lebensmittel bestellen könnten, so Bulent Celebi, CEO des Chip-Newcomers Ubicom. Mittlerweile habe sich dieses Modell als überholt erwiesen.

Einige Jahre später nahmen jedoch einige Pioniere dieses mit den Begriffen Pervasive Computing, Gerätevernetzung oder mobiles Internet bezeichnete Konzept erneut in Angriff. Manche Anbieter, wie Ubicom und Emware, entwickeln sogar Produkte, deren praktische Anwendung den Nutzen der ursprünglichen Idee belegen könnte, so dass diese vielleicht ihren Ruf als erfolgloses Äquivalent zu den Verrücktheiten aus der Dotcom-Welt loswerden kann. Ubicom bietet Herstellern der unterschiedlichsten Geräte, vom Overhead-Projektor bis hin zu Heizungs- und Belüftungssystemen, einen 13 US-Dollar teuren Netzwerk-Prozessor an. Dieser Prozessor ermöglicht den Unternehmen die entfernte Überwachung ihrer Systeme. Emware vertreibt integrierte Software, mit der Hersteller Daten aus Einrichtungen wie Steuerungen von Wasseraufbereitungsanlagen erfassen können und die außerdem eine entfernte Regelung von Thermostaten in Privathaushalten ermöglicht.

Obwohl die Vision einer voll vernetzten Welt mit Billionen erfassbarer Geräte noch einige Jahrzehnte von ihrer Verwirklichung entfernt sein dürfte, fasst die Infrastruktur zur Unterstützung von Anwendungen des Pervasive Computing in ganz unspektakulären Bereichen allmählich Fuß: bei Fabriken, Verladedocks, Ölraffinerien u.ä. In solchen industriellen Anwendungen eröffnen sich im Gegensatz zum Verbraucherbereich Einsatzmöglichkeiten für zahlreiche Technologien, darunter Chips, ferngesteuerte Sensoren, mobile Netzwerke, Betriebssysteme und Software-Programme, die Daten entfernt und in Echtzeit sammeln und auswerten.

Nach Ansicht von Glover Ferguson, leitender Wissenschaftler bei Accenture Technology Labs, stellt dies die zweite Chance für eine E-Commerce-Revolution dar. So haben Accenture und IBM Consulting-Angebote für den Bereich eingerichtet, den sie jeweils als „Ubiquitous Computing“ bzw. „E-Business to Smart Machines“ bezeichnen.

Wenn alles gut geht, könnte Gerstner nicht nur als Retter von Big Blue im Gedächtnis bleiben, sondern auch wegen seiner Prophezeiung.

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ZDNet.de Redaktion

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