ZDNet: Nichts desto weniger hat die Meta Group erst letzte Woche den Kopf von Scott McNealy gefordert, weil er den Linux-Markt verschlafen hat.
Schlabschi: Ich weiß nicht, was die Meta Group zu so einer Verzweiflungstat treibt. Das ist weit außerhalb der üblichen geschäftlichen Gepflogenheiten, das ist eine emotionale Äußerung und hat nichts im Geschäftsleben zu suchen.
ZDNet: Wollen wir nochmals auf die Linux-Strategie von Sun näher eingehen. Haben vor einigen Monaten eigenes Server-Linux aufgegeben.
Schlabschi: Aufgegeben?
ZDNet: Ja, den macht ihr nicht mehr.
Schlabschi: Ja gut, dass ist ein normales Produkt-Ende. Sun Linux wird aber noch weiterhin geserviced. Und heute haben wir erst ein Announcement mit Red Hat herausgegeben. Wir haben also zwei Betriebssysteme, auf die wir setzen: Red Hat Linux und Solaris.
ZDNet: Ist Suse damit aus dem Rennen?
Schlabschi: Wie unterstützen Suse Linux weiterhin, aber die Verlautbarung wurde zusammen mit Red Hat gemacht.
ZDNet: Sie fahren aber noch auf einem zweiten Gleis: Mit Mad Hatter wollen Sie in den kommenden Wochen eine Linux-Version für den Desktop auf den Markt bringen. Wie wollen Sie damit Geld verdienen?
Schlabschi: Kennen Sie ein besseres Geschäftsmodell als eine Alternative zu Microsoft auf dem Desktop anzubieten? Wir verfügen bereits über Star Office, benötigen aber noch den restlichen Desktop für eine komplette Alternative zu Microsofts Office-Umgebung. Genau das ist aber die Frage: Wie lösen wir die Verbindung von Client und Server über Exchange auf? Da braucht man Technologien. Wir brauchen standardkonforme Protokolle wie Orion oder Oracle-Backends. Da denken viele Leute drüber nach.
ZDNet: Sie adressieren also Unternehmen und nicht den End-Konsumenten.?
Schlabschi: Unternehmen haben einen hohen Kostendruck, den kann man mit Linux-Produkten adressieren. Wir denken an Behörden, Mittelständler und große Firmen – die brauchen das. Wen ich mich umhöre, der Ruf nach einer Alternative ist nicht zu überhören. Letzen Endes sehen wir an Mad Hatter oder der Oracle-Kooperation, dass wir einem geschlossenen Block gegenüberstehen, der eine proprietäre Softwareumgebung entwickelt. Da müssen wir Alternativen anbieten.
ZDNet: Wenn Sie einem geschlossenen Block gegenüberstehen, wäre es dann nicht sinnvoll, die Reihen ebenfalls zu schließen. Zum Beispiel, indem man statt Red Hat die United Linux-Allianz unterstützt?
Schlabschi: Es gibt ja verschiedenste Ansätze für Linux. Wettbewerb braucht viele Wettbewerber. Auf der einen Seite will man den Wettbewerb, auf der anderen Seite Geschlossenheit – ersteres schließt aber eine Differenzierung mit ein. Der Markt wird sich also noch ausdifferenzieren. Wir glauben an den offenen Wettbewerb, der durch offene Standards geregelt werden muss.
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