„Kreuzigt die Telekom“

Kreuzigt die Telekom. Dieser Ruf hallt derzeit per E-Mail und Fax durchs Telefonnetz. Wütende Anleger, so scheint es, wollen die Telekom verklagen, um etwas von dem Geld zurückzubekommen, dass sie beim Kauf der „Volksaktie“ verzockt haben. Tatsächlich machen sich hier so genannte Sammelklage-Vereine die Volkswut zunutze – ob sie dann tatsächlich etwas für ihre Klientel tun, ist eine andere Frage. Oft sind die Spammer (insbesondere von Faxen) nur über eine teure Telefonnummer zu erreichen.

Doch die Sache ist auch dann nicht viel besser, wenn es sich tatsächlich um „seriöse“ Angebote handelt. Diese Sammelklage entspricht einem üblen Brauch aus den USA, der nun von gierigen Rechtsanwälten nach Deutschland eingeschleppt wird: Statt selbst die Verantwortung für die eigene Spekulationssucht zu übernehmen, suchen die Prozesshanseln die Schuld für abgestürzte Kurse beim Verkäufer. Wer sich an solchen Klagen beteiligt, sollte sich ernsthaft überlegen, ob er tatsächlich vom Kauf zurückgetreten wäre, wenn die Grundstücke der Telekom niedriger bewertet gewesen wären. Er sollte sich auch fragen, ob sie sich damals nicht vielmehr von der Woge der Börsenbegeisterung haben verleiten lassen als von drögen Bilanzzahlen. Viele suchen vor Gericht nicht Gerechtigkeit, sondern schlicht die Chance, ein paar Euro zu ergattern.

Schlimm ist auch, dass gegen die Telekom seit Jahren eine Kampagne geführt wird, die mit den Fakten nicht mehr viel zu tun hat. Den internationalen Händlern mögen die hohen Staatsanteile an der Firma ein Dorn im Auge sein, für die Anleger erhöhen diese Beteiligungen jedoch die Sicherheit. Die Telekom beherrscht auf ihrem Gebiet – zwar nicht unbedingt die Technik – wohl aber den deutschen, zum Teil sogar den europäischen Markt. Und auch in den USA hat sich die Telekom-Tochter T-Mobile durchaus erfolgreich etabliert. Ehrliche Beobachter haben die T-Aktie daher immer schon zu den Bluechips gezählt. Trotzdem setzten die Börsenanalysten für die Telekom alle üblichen Regeln außer Kraft: Gleichgültig, ob Personal ein- oder ausgestellt wurde, die Aktien sanken, gleichgültig, ob US-Firmen übernommen oder unlukrative Bereiche abgestoßen wurden, die Aktien sanken.

Wenn man der eigenen Volkswirtschaft Schaden zufügen möchte, ist dieses dauernde Schlechtreden eines der großen deutschen Konzerne eine probate Methode. Doch anstatt Management-Fehler zu beklagen, sollten die tatsächlichen Probleme benannt werden. Kaum einem Anwender gelingt es, eine Telekom-Anlage ohne langwierige Telefonate mit dem User-Support zu installieren. Nicht wenige haben es zudem aufgegeben, den Wahrheitsgehalt ihrer Telefonrechnung ermitteln zu wollen. Trotz vieler Beschwerden lässt es die Telekom offensichtlich kalt, dass die Kunden nicht mit ihrer Technik und ihrem Dienstleistungswirrwarr zurande kommen. Für den Ärger und Arbeit die diese Ignoranz verursachen, möchte man sie schon mal an ihr eigenes magentafarbenes T nageln.

ZDNet.de Redaktion

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