Ende vergangener Woche kündigte der ehemalige Netzwerker Novell an, SCO zu verklagen — nicht SCO sondern man selbst besitze das Recht auf Unix. „Laut unserem Kenntnisstand schließt der 1995 mit SCO abgeschlossene Vertrag über den Kauf von Unixware nicht die damit verbundenen Urheberrechte ein“, sagte Novells Chief Executive Officer Jack Messman in einem Brief an SCO.
Am Freitagabend reagierte SCO-Chef Darl McBride mit einer Telefonkonferenz: Die Ansprüche von Novell seien „irrelevant“, man habe das Recht auf Unixware rechtmäßig erworben und sei daher in der Lage, Lizenzgebühren von Nutzern zu erheben. „Die Copyright-Verfahren sind für unsere aktuellen Maßnahmen von keinerlei Bedeutung“, erklärte McBride. Wenn sich die Gelegenheit biete, dann werde man Novell ebenfalls vor den Kadi zerren. „Wir haben zunächst einige Copyright-Fälle vor uns, unsere Anwälte bereiten sich darauf gewissenhaft vor“, so McBride. „Und was die Ansprüche von Novell betrifft… die werden wir vor Gericht abschmettern.“
Wie laufend berichtet hatte SCO kurz vor der CeBIT erklärt, Klage gegen IBM eingereicht zu haben. Man beanspruche die Rechte an dem von Big Blue eingesetzten Unix. Dieser begründe sich aus einem Vertrag mit Novell aus dem Jahre 1995. In Vorbereitung auf den Gerichtstermin hat der SCO-Chef Anwälte damit beauftragt, die Kernel von Unix und Linux zu vergleichen. Das Ergebnis: Die Übereinstimmungen seien frappierend, in weiten Teilen wären ganze Sequenzen wenig oder gar nicht modifiziert abgekupfert worden. McBride sieht seine Firma unter anderem berechtigt, von Linux-Distributoren Lizenzgebühren einzufordern.
McBride charakterisierte den jüngsten Schritt Novells als Anbiederungsversuch an die Linux-Gemeinde. Zudem sei der Zeitpunkt der Verlautbarung so gewählt worden, dass sie gleichzeitig mit den Ende vergangener Woche vorgelegten Quartalszahlen in die Medien ging. „Damit wollten sie uns die Zahlen verhageln“, so der mittlerweile etwas paranoid wirkende McBride. Ein Sprecher von Novell dagegen sagte, man habe keine Ahnung von der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse gehabt.
Die SCO Group hatte für sein zweites Quartal einen Nettogewinn von 4,5 Millionen Dollar beziehungsweise 33 US-Cent präsentiert. Das Jahr zuvor wies die Firma einen Fehlbetrag von 6,6 Millionen Dollar oder 47 US-Cent je Anteilschein aus. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich von 15,5 auf 21,4 Millionen Dollar. Rund 8,3 Millionen Dollar wurden mittels der besagten „SCOsource“-Lizenzierungs-Initiative erwirtschaftet. Laut McBride könne sich dieser Betrag ob 6000 potentieller Lizenznehmer in nächster Zeit vervielfachen.
McBride und SCO-Sprecher Chris Sontag kündigten darüber hinaus an, in diesem Monat erste Beispiele für die behauptete Übereinstimmung von Unix- und Linux-Kernel zu liefern. „Juni ist der Monat der Wahrheit“, so McBride. „Jeder will den Code sehen…und wir werden hunderte von Zeilen davon präsentieren“, erklärte auch Sontag.
In einem News-Report hat ZDNet alle relevanten Meldungen zum Thema gesammelt.
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