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Zusatz zum Unix-Vertrag von SCO und Novell aufgetaucht

Als läge der Fall nicht kompliziert genug: Die SCO Group hat nach eigenen Bekunden erst gestern einen 1996 erstellten Zusatz zum 1995 unterzeichneten Vertrag mit Novell ausgegraben, der SCO doch das Copyright auf Unix zuspricht. In dem Originalvertrag von 1995 heißt es, dass nicht SCO sondern Novell im Besitz des Copyright und des Patents auf Unixware ist. Das fragliche Papier liegt CNET/ZDNet vor. Konkret stet dort geschrieben, dass Novell „alle Rechte und den Besitzstand auf Unix und Unixware“ an die Santa Cruz Operation, spätere SCO Group, abgibt, ausgenommen (!) „alle Urheberrechte“ und „alle Patente“.

„Wir interpretieren den Zusatz dahingehend, dass wir im Besitz der Urheberrechte an Unix und Unixware sind“, erklärte SCO-Sprecher Blake Stowell gestern Abend. Das fragliche Dokument ist auf den 16. Oktober 1996 datiert, etwa ein Jahr nach dem Original-Vertrag. Selbst Novell musste zugeben: Das Abkommen, „das uns gerade erst vorgelegt wurde, scheint tatsächlich von Novell unterzeichnet worden zu sein und den Anspruch von SCO auf das Copyright von Unix zu untermauern.“ Auch der unabhängige Anwalt John Ferrell von Carr and Ferrell, der das Abkommen bereits einsehen konnte, bestätigte gegenüber CNET: „SCO besitzt das Copyright.“ Novell erklärte darüber hinaus jedoch: „Allerdings wird in dem Zusatz nicht die Frage der Patente angesprochen, die bleiben eindeutig im Besitz von Novell.“

Und: Laut Ferrell muss SCO noch eine weitere Hürde nehmen, bevor es rechtmäßig Copyright-Gebühren auf Unix und möglicherweise auch Linux einfordern darf: Die Firma muss nachweisen, dass sie die Rechte-Übergabe beim U.S. Copyright Office registrieren hat lassen. Das Unterzeichnen des Transfers ohne ihn registrieren zu lassen ist „in etwa so, als ob Sie das Hearst Castle gekauft, es aber nicht ans Grundbuchamt weitergemeldet haben.“

SCO-Sprecher Stowell berichtete, ein Anwaltsassistent habe das „Amendment No. 2“ benannte Schriftstück erst gestern in einem Aktenschrank aufgestöbert. Das „Amendment No. 1“ sei ebenfalls aufgetaucht, für den Fall jedoch völlig irrelevant. Im Laufe des Tages soll das komplette Dokument der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Ende vergangener Woche hatte der ehemalige Netzwerker Novell angekündigt, SCO zu verklagen – nicht SCO sondern man selbst besitze das Recht auf Unix. „Laut unserem Kenntnisstand schließt der 1995 mit SCO abgeschlossene Vertrag über den Kauf von Unixware nicht die damit verbundenen Urheberrechte ein“, sagte Novells Chief Executive Officer Jack Messman in einem Brief an SCO. Am vergangenen Freitagabend reagierte SCO-Chef Darl McBride mit einer Telefonkonferenz: Die Ansprüche von Novell seien „irrelevant“, man habe das Recht auf Unixware rechtmäßig erworben und sei daher in der Lage, Lizenzgebühren von Nutzern zu erheben.

Wie laufend berichtet hatte SCO kurz vor der CeBIT erklärt, Klage gegen IBM eingereicht zu haben. Man beanspruche die Rechte an dem von Big Blue eingesetzten Unix. Dieser begründe sich aus einem Vertrag mit Novell aus dem Jahre 1995. In Vorbereitung auf den Gerichtstermin hat der SCO-Chef Anwälte damit beauftragt, die Kernel von Unix und Linux zu vergleichen. Das Ergebnis: Die Übereinstimmungen seien frappierend, in weiten Teilen wären ganze Sequenzen wenig oder gar nicht modifiziert abgekupfert worden. McBride sieht seine Firma unter anderem berechtigt, von Linux-Distributoren Lizenzgebühren einzufordern.

ZDNet.de Redaktion

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