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Wahre Führungskompetenz zeigt sich in der Krise

Seit Monaten geistert die Frage durch die Medien, ob die wirtschaftliche Lage nun auch formal eine Rezession genannt werden darf oder nicht. Eines steht fest: Die IT-Branche leidet unter dem enttäuschenden E-Business-Geschäft, die Medienbranche an der Werbeflaute und auch die IT-Dienstleister ächzen und wackeln. Da keiner weiß, ob und wann es besser wird, beschäftigen sich Experten mit folgender Frage: Wie sollten Führungskräfte und Mitarbeiter mit der etwas desolaten Situation am besten umgehen? Einer von ihnen ist der Münchner Sozial- und Wirtschaftspsychologe Dieter Frey – für kritische Worte am Topmangement durchaus bekannt. Bereits im Jahre 1995 sorgte er mit seiner These „Führungsmängel bringen Unternehmen um den Re-Engineering-Erfolg“ für Aufruhr. Harsch fällt auch seine Kritik an der jetzigen Situation aus: „Gute Topmanager müssten auf eine Krise wie diese vorbereitet sein. Leider gibt es viel zu wenige von ihnen. Deshalb reagieren viele Chefs mit dem einzigen Mittel, das sie offenbar kennen – mit Personalabbau.“ Frey fordert die Manager in den Unternehmen auf, ihren Mitarbeitern reinen Wein über den Status quo einzuschenken, sich an einen Tisch zu setzen, ehrlich miteinander zu reden und auch Tabuthemen wie Ängste anzusprechen: „Wer damit Probleme hat, darf sich nicht scheuen, Coaches, Supervisoren oder Psychologen zur Hilfe zu holen.“ Würden solche Gespräche nicht geführt, blieben nicht nur wichtige Faktoren wie Kreativität, Motivation und Spontanität auf der Strecke – es würden sich auch immer mehr Mitarbeiter in die innere Kündigung zurückziehen. Der Münchner Wirtschaftsexperte: „Nur wenn die Unternehmen eine Vision geben und die Menschen wieder gestalten können, gibt es einen Hoffnungsschimmer.“

Seine Thesen, wie die Unternehmen in der momentanen Wirtschaftskrise mit den Mitarbeitern umgehen sollten, stoßen indes nicht überall auf Zustimmung. Thomas Siegner, Mitglied der Softlab Geschäftsleitung reagiert mit Skepsis. Nach seiner Meinung geht es weniger um die Befindlichkeiten von Individuen sondern mehr um den Zustand von Organisationen, zum anderen dürften solche Aspekte nicht erst in schlechteren Zeiten angegangen werden. Der Softlab-Manager: „Natürlich glaube auch ich, dass das Bedürfnis der Menschen nach psychologischer Unterstützung in schlechten Zeiten groß ist.“ Aber genau hier beginnt seiner Meinung nach das Dilemma. Solange die Unternehmen sich Supervisoren und Coaches leisten können, ist der Leidensdruck nicht groß – und wenn er dann groß ist, fehlen die finanziellen Mittel, um Berater ins Haus zu holen.

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ZDNet.de Redaktion

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