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Übernahmeangebot für PeopleSoft ein Zeichen für Oracles Schwäche

George Koch erinnert sich noch, wie er vor mehr als zehn Jahren Larry Ellison und anderen ranghohe Oracle-Managern den wichtigsten Konkurrenten des Unternehmens auf dem Markt für Unternehmensanwendungen vorstellte.

Zum Erstaunen vieler Kollegen war es keiner der üblichen Verdächtigen, sondern eine Firma aus Deutschland, die noch nicht einmal Kunden in den USA besaß.

„Ich sagte, es gebe ein Unternehmen, dem wir uns stellen müssen, mit dem wir uns werden messen müssen, und das ist SAP“, sagt Koch, ehemaliger Leiter der Abteilung für Unternehmensanwendungen bei Oracle.

Dreizehn Jahre später kämpft Oracle immer noch, um dem deutschen Software-Hersteller die Führungsposition in diesem Markt streitig zu machen – ein Wettstreit, den Oracle eigentlich im Handumdrehen hätte für sich entscheiden müssen, wenn man bedenkt, welche Dominanz das Unternehmen im Bereich Datenbank-Systeme besitzt: bilden diese Datenbank-Systeme doch die Grundlage für alle Unternehmensanwendungen. Die Anwendungsbranche wird immer wichtiger, während Oracle beim zunehmend trägen Geschäft mit Datenbanken Markteinteile verliert. Diese Entwicklung wurde durch das in der letzten Woche ausgesprochene Angebot einer feindlichen Übernahme von PeopleSoft für $ 5 Mrd. unterstrichen.

Obwohl in vielen Medienberichten dieses Überraschungsangebot als Meisterleistung bezeichnet wurde, die das Anwendungsgeschäft festigen würde, kann dieser Schritt auch als Zeichen von Panik auf Seiten von Oracle gedeutet werden: Um sein Anwendungsgeschäft auszubauen, kauft das Unternehmen seine Konkurrenten jetzt einfach auf.

„Es ist ganz klar, dass Oracle [auf dem Markt für Anwendungen] nicht so erfolgreich ist, wie das Unternehmen sein müsste, und schon gar nicht so erfolgreich, wie es dies gerne wäre“, sagt Jim Shepherd, Analyst bei AMR Research.

Der PeopleSoft-Coup ist eine deutliche Abkehr von Oracles bisheriger Strategie, die üblicherweise darin bestand, die Konkurrenz zu vernichten (statt sich mit ihr zu verbünden). Bei aller Bravour und aggressiven Taktik hatte das Unternehmen bislang nur wenig Erfolg bei der Expansion jenseits des Kerngeschäfts mit der Datenbank-Software.

Dadurch kommen berechtigte Fragen am Führungsstil von Oracle auf. Jahrelang leitete Ellison das Unternehmen als Mitgründer und CEO mit unerreichter Autonomie, und erfahrene Branchenkenner hatten sich schon gefragt, ob Oracle nicht etwas frisches Blut brauche, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Einige Kommentatoren haben sogar schon gemutmaßt, dass das PeopleSoft-Angebot nur ein publicityträchtiges Unterfangen sei, um Ellisons unersättliches Ego zu füttern.

Es ist nicht schwer zu erkennen, warum persönliche Motive hinter diesem inzestuösen Geschäft vermutet werden. Craig Conway, CEO von PeopleSoft, ist ein ehemaliger Oracle-Manager, ebenso wie Tom Siebel von Siebel Systems, einer der Rivalen von Oracle. Conway scheint die Sache auf jeden Fall persönlich genommen zu haben, denn er bezeichnet das Übernahmeangebot von Oracle als „extrem schlechtes Benehmen seitens eines Unternehmens, das sich immer schon durch extrem schlechtes Benehmen ausgezeichnet hat.“

Persönlich oder nicht, eines ist gewiss: Das Auffinden neuer Geschäftsbereiche mit Wachstumschancen ist schon immer eine fixe Idee von Ellison gewesen.

„Ich weiß, dass Larry glaubt, dass das Geschäft mit Datenbanken seinen Höhepunkt schon hinter sich hat und dass Oracle sein Angebot verbreitern muss“, so Koch, der sich bis 1994 um das Anwendungsgeschäft des Unternehmens kümmerte. „Darüber haben wir regelmäßig gesprochen. Wir wollten nicht eines Tages feststellen, dass wir völlig überholtes Zeug herstellen und uns wundern müssen, was aus unserem Markt geworden ist.“

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ZDNet.de Redaktion

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