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„Das ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen“

ZDNet: Seit Juni vergangenen Jahres ist Micro Focus Mitglied der Web-Services Interoperability Organization (WS-I). Dient das dazu, Cobol-Anwender dabei zu unterstützen, ihre Anwendungen als Web Services zu wrappen?

Blome: Ja klar. Im Mai haben wir ja Net Express 4.0 vorgestellt. Die Cobol-Entwicklungsumgebung bietet nun J2EE-Connectivity, XML-Unterstützung und eine direkte Verbindung von Cobol und Web Services. Bestehende Cobol-Anwendungen können damit in Windows-, Unix- oder Linux-Umgebungen integriert werden. Cobol-Anwendungen im Bereich Geschäftsprozesse lassen sich dadurch auch im Rahmen von J2EE- oder Web-Anwendungen nutzen.

ZDNet: Die Zusammenarbeit mit den J2EE und .Net-Lagern stelle ich mir nicht einfach vor?

Blome: Da treten erstmal Schluckbeschwerden bei den beteiligten Unternehmen auf. Sie lösen Bedenken aus, sobald verstanden wird, wo überall Cobol-Code zu finden ist und in welche Bereiche man im Zuge der Integration kommen kann. Bei den genannten Lagern hat es ziemliche Aha-Effekte gegeben. Als Beispiel sei das Alnova-Projekt für eine Bankenapplikation genannt: Vorne finden sie .Net, hinten Cobol.

ZDNet: Tendieren Sie zu einem der beiden Lager?

Blome: Das kann ich so nicht sagen. Im Falle von .Net tun wir letztlich etwas mehr, weil wir gerade an einem Code-Generator, der MIL generiert, bauen, das ist sehr aufwendig. Aber aus Redmond erhalten wir große Unterstützung.

ZDNet: Tatsächlich?

Blome: Bei solchen Implementationen können Sie davon ausgehen, dass der Partner tatkräftig mithilft. Ohne Insider-Informationen ginge gar nichts. Zum Glück haben wir gute Connections.

ZDNet: Das Standardisierungsgremium „International Committee for Information Technology Standards“ INCITS hat im April die neue Version von Cobol endgültig verabschiedet. Damit eingeführt wurden Features für objektorientierte Programmierung, ein Boolean-Datentyp für Bithandling und Boole’sche Operationen, native binäre und Fließkomma-Datentypen sowie File Sharing und Record Locking. Ein INCITS-Sprecher erklärte, dadurch würden unter anderem Interoperabilität, die Behandlung internationaler Zeichensätze und die Validierung von Daten sowie gleichzeitig „Cobols traditionelle Stärken beim Filehandling durch File Sharing und Record Locking erheblich verbessert“. Wie fließen neue Standards in Ihre Produkte ein?

Blome: In verschiedener Reihenfolge. Oft haben wir zunächst die Implementation vorgenommen und später ist sie dann in die Standardisierung eingeflossen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Objektorientierung (OO), die wir seit 1993, 94 unterstützen. Da gab es noch keine Norm für. Wir haben einfach geschaut, was gebraucht wird und ob das in COBOL geht. Das hat dazu geführt, dass es dann einen Unterschied zwischen unser eigenen OO und dem neusten Standard gegeben hat. Unsere Kunden haben heute beide Versionen zur Verfügung.

ZDNet: Zu den Mitgliedern des WSI zählen unter anderem Microsoft, Oracle und Sun. Wie gestaltet sich der Kontakt zu diesen Mega-Playern, die ansonsten wenig mit COBOL zu tun haben?

Blome: Das ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, sondern Business-orientiert. Wenn man dieselben Ziele hat geht vieles sehr einfach. Als Beispiel sei unsere enge Kooperation mit Sun im Falle der Cobol-Compiler genannt. Anderenorts sind wir aber auch Konkurrenten.

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ZDNet.de Redaktion

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