Komplett macht das konfuse Bild von Sun in Sachen Linux der Versuch, ein Linux für den Desktop auf den Markt zu bringen. Das erstmals im vergangenen Jahr von Scott McNealy propagierte Betriebssystem „Mad Hatter“ ist für PCs vorgesehen, während Sun Linux auf Servern zum Einsatz kam. „Wir arbeiten an einer Distribution für PCs. Diese trägt den Codenamen ‚Mad Hatter‘ und wird im Sommer kommen. Ob später, mittlerer oder früher Sommer weiß ich nicht. Auf der CeBIT zeigen wir unseren Geschäftskunden bereits die erste Version“, hatte Sun Deutschland-Geschäftsführer Helmut Wilke, im März dieses Jahres gegenüber ZDNet erklärt.
Das unklare Engagement für das Open Source-Betriebssystem im Hause von Scott McNealy kommt nicht von ungefähr: Seit Monaten belegen die Zahlen von IDC und anderen Marktforschern, dass das Unix-Segment zu Gunsten von Linux am schrumpfen ist. Eine Anfang des Jahres vorgestellte Studie der Investment-Bank Goldman Sachs zeigte, dass Unternehmen inzwischen lieber in preiswerte Intel-Maschinen mit Linux investieren als in teure Unix-Computer. Dazu erklärte nun Vollmer: „Nach wie vor beruht Sun als Firma auf den beiden Technologiestandbeinen Sparc und Solaris, aber wir sind schon immer in Sachen Linux engagiert gewesen.“ Will sagen: Lieber würden wir unser Geld mit den alten Schlachtrössern Solaris und Sparc verdienen, wenn’s nicht anders geht, versuchen wir’s aber auch mit X86-Chips und Linux. Also zeigt sich Vollmer überzeugt: „Sollte sich der Trend der vergangenen zwei Jahre fortsetzen, dann gibt uns unsere aktuelle Strategie Recht.“ So oder so: Die Marktgegebenheiten können nur sinkenden Gewinnmargen für Sun bedeuten. Das Geld für das von Firmen aufgespielte Server-Betriebssystem wird künftig nicht an Sun sondern nach Nürnberg oder an Red Hat überwiesen. Für die CPUs wird künftig Intel oder auch AMD entlohnt, nicht mehr Sun.
Zumindest die aktuellen Zahlen lassen jedoch für Sun hoffen: Für das dritte Geschäftsquartal 2003, das am 30. März endete, konnte sich der Gesamtkonzern beim Nettogewinn ins Plus bewegen, in Deutschland hat Sun den Umsatz sogar signifikant gesteigert. Weltweit erreichte Sun im dritten Geschäftsquartal einen Umsatz von 2,79 Milliarden Dollar, was einem Rückgang von 10,2 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2002 mit 3,107 Milliarden Dollar entspricht. Der Nettogewinn lag bei vier Millionen Dollar beziehungsweise null US-Cent pro Aktie. Im dritten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres war ein Nettoverlust von 37 Millionen Dollar oder 0,1 US-Cent je Anteil angefallen.
Die frisch vorgestellten Einstiegsserver jedenfalls setzen noch auf Solaris: Der Sun Fire V210 ist eine Komplettlösung in einem für den Rack-Einbau vorgesehenen Gehäuse. Er ist mit bis zu zwei auf ein GHz getakteten Ultrasparc IIIi-Prozessoren, vier integrierten Gigabit Ethernet-Anschlüssen, vorinstallierter Software, einer Systemkonfigurationskarte, Remote Management und als Option einer integrierte SSL-Karte ausgestattet. Mitgeliefert werden Sun One Web Server 6 SP5 (60 Tage Try&Buy), One Application Server 7 Platform Edition, One Application Server 7 Standard Edition (60 Tage Try&Buy), One Messaging Server 5.2 SP1 (gratis für die ersten 200 Mailboxen), One Calendar Server 5.1.1, Instant Collaboration Pack 3.0.1 (gratis für die ersten 200 Mailboxen), One Directory Server 5.1 (Gratislizenz für 200.000 Einträge), One Active Server Pages 3.6.2 und One Studio 4 Update 1. Sein Listenpreis beginnt bei rund 3500 Euro.
Der Sun Fire V240 ist ein Sparc/Solaris- System ebenfalls für den Rack-Einbau. Er bietet bis zu zwei Ultrasparc IIIi-Prozessoren, acht GByte Hauptspeicher, vier Festplatten, vier Ethernet-Anschlüsse, drei PCI-Steckplätze, zwei redundante Netzteile, eine Systemkonfigurationskarte, remotes Management, One Software und als Option eine SSL-Karte. Mitgeliefert werden die selben Software-Komponenten wie beim V210. Der V240 kostet ab rund 4000 Euro.
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