„Wir sind der IBM technologisch mindestens zwei Jahre voraus“, tönte es gerade eben aus den Marketing-Lautsprechern von Mitbewerber Bea Systems. Offensichtlich möchte Marketing-Chef John Kiger, bei Bea zuständig für Weblogic, mit diesem Argument auf Kundenfang gehen. Es geht ihm darum, zu zeigen, wie innovativ und fortschrittlich sein Unternehmen im Vergleich zur IBM ist. Tatsächlich aber stellt er scheinbare technische Vorsprünge — für die Entwickler sicher wichtig — über die Bedürfnisse der Kunden. Kurz: die Anwender werden bevormundet, ihre tatsächlichen Wünsche missachtet.
Bea ist hier keine unrühmliche Ausnahme, sondern eher die Regel. Seit fast einem halben Jahrhundert ist die IT-Branche auf dieses Hase-und-Igel-Rennen fixiert. Jeder will der erste sein, der die Taktrate x erreicht hat, das Betriebssystem y unterstützt, oder mit Technik z arbeitet. Tatsächlich gab es eine Zeit, in der Informationen über das Schneller, Größer, Weiter etc. wichtig waren. Es ist schon ein Vorteil, ob ein Batchjob zehn Stunden oder nur eine braucht, oder ob sich der Rechner in ein Ethernet einbinden lässt. Doch heute kann man sich als Kunde darauf verlassen, dass wichtige Entwicklungen nach und nach von allen einschlägigen Unternehmen angeboten werden. Und Geschwindigkeit ist heute eher eine Frage des Geldbeutels als der Technik. Überhaupt hat die Branche bei genauerer Betrachtung schon längst nichts mehr erfunden, das den Begriff Technologie (ein wirklich neues technisches Konzept) verdient hätte, meist wurde lediglich eine seit Jahren bewährte Technik stabiler oder schneller gemacht worden.
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