Lange stand Arun Sarin im Schatten des großen Vodafone-Chefs Chris Gent. Nun folgt der Amerikaner dem Briten mit der dicken Hornbrille an der Spitze des weltgrößten Mobilfunkbetreibers. Die Hauptversammlung von Vodafone bereitete dafür am Mittwoch den Weg. Der 49-Jährige tritt in der Vodafone-Zentrale am Londoner Stadtrand ein anspruchsvolles Amt an – die Materie ist ihm aber seit langem vertraut.
Der gebürtige Inder mit den ergrauenden Haaren ist seit Mitte der 80er Jahre in der Branche tätig. Als Sohn einer wohlhabenden indischen Familie, die nach der Unabhängigkeit ruiniert wurde, machte Sarin in seiner Heimat zunächst einen Ingenieurabschluss. 1975 ging er an die kalifornischen Elitehochschule Berkeley. Seine Karriere startete er als 30-Jähriger an der amerikanischen Westküste.
Bei der Mobilfunkfirma Pacific Telesis, die später in AirTouch umbenannt wurde, stieg er 1997 zum Chef auf. Den Weg zu Vodafone ebnete Sarin dann eine der vielen von Gent eingefädelten Firmenfusionen. Für 62 Milliarden Euro wurde AirTouch von den Briten geschluckt. Eine kurze Zeit lang nannte sich das transatlantische Firmengebilde dann auch stolz „Vodafone AirTouch“. Doch schon wenige Jahre später flog „AirTouch“ wieder aus dem Firmennamen.
Vergeblich hatte Sarin bei den Übernahmeverhandlungen um eine feste Zusage gerungen, Gent nach einigen Jahren als Vodafone-Chef nachzufolgen. Gent machte Sarin dafür vorübergehend zum Chef der wichtigen – weil ausbaufähigen – Asien-Pazifik-Region. Dort gab sich der Inder als Apostel einer Entwicklung per Hochtechnologie. Mit einem Posten in der zweiten Reihe fühlte sich Sarin indes nicht ausgelastet.
Im Jahr 2000 verließ Sarin Vodafone, um die Leitung der Internet-Firma InfoSpace zu übernehmen. Nur neun Monate später, als die Internet-Blase platzte und der Kurs des Unternehmens ins Bodenlose stürzte, verließ er den Posten wieder. Sarin rettete sich zum auf die Telekom-Branche spezialisierten Investmentfonds Arcell KKR.
Gleichzeitig nahm der Vater von zwei Kindern zahlreiche, eher deutschen Aufsichtsräten vergleichbare, Manager-Posten in den Boards anderer Firmen an – von der Finanzgruppe Charles Schwab über den Internet-Dienstleister Cisco und den US-Modekonzern Gap. Im Vodafone-Chefsessel wird Sarin nun einige gewichtige Dossiers von seinem hoch angesehenen Vorgänger, dem geadelten Sir Christopher Gent, übernehmen.
Die Zeit der Übernahmen ist in der Branche vorüber. Nun geht es darum, profitabler zu werden und das Maximum aus dem Kundenstamm und aus den teuer eingekauften UMTS-Mobilfunklizenzen herauszuholen. Keine leichte Aufgabe, und Sarin muss nun beweisen, dass er sein Basisgehalt von 1,1 Millionen Pfund (1,6 Millionen Euro) auch wert ist. Die britische Presse berichtet, Sarin habe sich in seinem Arbeitsvertrag gegen eine allzu ruppige Kündigung nach Branchenmanier abgesichert: ein Rausschmiss darf demnach weder per SMS noch per E-Mail erfolgen.
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