Ivan Herman, Bürochef des World Wide Web Consortium (W3C) befindet sich derzeit in Europa auf einer Informationstour, die Fachleute über das „semantische Web“ aufklären soll. Den studierten Mathematiker, der zurzeit am Centrum voor Wiskunde en Informatica (CWI), Amsterdam, angestellt ist, traf ZDNet in München.
ZDNet: Was ist das semantische Web?
Herman: Ziel der Initiative „Semantic Web“ ist es, ein universelles Format für den Datenaustausch zu schaffen. Heute besteht das Web zum überwiegenden Teil aus textuellen Informationen. Die aber sind für Computer unverständlich. Dem ist es egal, ob Sie bei der Online-Suche nach der Rose als Blume suchen oder nach einer Person, die so heißt. Das W3C will Strukturen herausarbeiten, mit denen sich die Informationen kategorisieren lassen. Erst damit erschließt sich die ganze Informationsfülle des Web.
ZDNet: Das klingt nach einer umfassenden und kaum zu bewältigenden Aufgabe.
Herman: Eigentlich nicht. Die Typisierung und Ontologie, die dabei entsteht, ist mit der Systematik Bibliothekskatalogs vergleichbar. Ohne einen solchen, wären die Bücher und Schriften einer Bücherei nichts wert. Denn sie wären unauffindbar.
ZDNet: Wie sieht ein solcher Katalog für das Internet aus? Soll jedes Dokument nach den darin enthaltenen Kriterien zu durchleuchten sein?
Herman: Wir definieren mit dem Resource Description Framework (RDF) nur die Art und Weise, wie sich solche Systematiken, Kataloge definieren und zusammenführen lassen. Denn davon wird es viele verschiedene geben.
ZDNet: Wer soll von diesem Systematiken profitieren? Gibt es eine Branche oder eine Applikationsart in der sich Semenatic Web zuerst durchsetzen wird?
Herman: Eine so genannte Killerapplikation gib es nicht. Profitieren können alle Industriezweige. Mir fallen aber ad hoc Hersteller von Suchmaschinen und Verlagshäuser ein, die starkes Interesse signalisieren.
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