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Kann man Google noch vertrauen?

Google bietet seit kurzem einen Nachrichtendienst an. Dabei handelt es sich um einen Online-Index von Storys, die von Hunderten verschiedener Nachrichtenanbieter veröffentlicht wurden. Mit Hilfe von Methoden, die seiner Mainstream-Indizierung des Webs ähneln, klassifiziert das Unternehmen diese Artikel und gruppiert sie nach dem Kontext. So weit, so gut. Google hat jedoch bisher nie explizit gemacht, wodurch sich Informationen qualifizieren, die veröffentlicht werden. Jeder, der behauptet, Nachrichten zu liefern, muss sich diese Frage stellen lassen, denn ansonsten läuft man Gefahr, der Verbreitung von als Wahrheit verkleideter Werbung beschuldigt zu werden. Dank Orlowski wissen wir jetzt, dass Google Pressemeldungen als Nachrichten ansieht – und dass sich das Unternehmen nicht allzu wohl fühlt, wenn seine Politik hinterfragt wird. Ist dies das erste Anzeichen dafür, dass kommerzielle Anforderungen einen höheren Stellenwert genießen als die faire Behandlung der Nutzer?

Diese kommerziellen Anforderungen sind enorm. Andere Suchmaschinen haben sich mit Internet-Bösewichten wie Gator eingelassen – jener Firma, deren Spezialität Software ist, die sich auf dem Computer einschleicht, um dessen Verhalten zu verändern und Werbung anzuzeigen, wenn man sie am wenigsten erwartet. Die Suchmaschinen Overture, Terra Lycos und FindWhat setzen jetzt die Spyware von Gator ein, um Suchbegriffe abzufangen, die auf dem Computer des Opfers in Google oder Yahoo! eingegeben werden. Daraufhin öffnet sich ein neues Fenster mit den ersten Treffern aus ihren eigenen Suchdatenbanken. Diese Treffer wurden von Inserenten bezahlt. Tatsächlich sind sie nichts als Werbung, die sich als Suchergebnis ausgibt – und der Meinung des Verfassers nach eins der unangenehmsten Dinge, die man auf legalem Wege auf den Computern der Nutzer ausführen kann. Die Unternehmen, die Partnerschaften mit Gator eingehen, wissen das. Allerdings entscheiden sie sich, die Schande in Kauf zu nehmen, denn damit lässt sich heute Geld verdienen.

Sollte Google bereit sein, seinen guten Namen zu verschleudern, wird das Internet für viele Leute erheblich weniger nützlich werden. Ein einmal verkauftes Vertrauen lässt sich nicht einfach zurückkaufen, und Misstrauen kann sich in einem Unternehmensbereich schneller ausbreiten als Schimmel in einer alten Orange. Es gibt jedoch noch Hoffnung, dass Googles Haltung auf Unkenntnis und nicht auf Habgier zurückzuführen ist – und dass uns das Unternehmen bald die Gewissheit zurückgeben wird: sein Engagement für Objektivität steht über allem.

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ZDNet.de Redaktion

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