Auch in diesem Jahr, das dritte Mal in Folge, eröffnete der Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Göttrik Wewer mit einer Rede den Linux-Tag, eine im Juli gehaltene Veranstaltung mit Messe und Kongress in Karlsruhe. Er kündigte unter anderem an, dass noch in diesem Jahr in Pilotprojekten der Öffentlichen Hand Clients auf Linux umgestellt würden. Für Wewer ist Open-Source-Software (OSS) zu einem politischen Thema geworden.
ZDNet: Entscheidungen wie der Stadt München oder die Initiativen des Bundesinnenministeriums Freie Software als Alternative zu Microsoft-Betriebssystemen in Betracht zu ziehen schlägt hohe Wellen. Das geht weit über eine Wahrnehmung in der bundesdeutschen Öffentlichen Hand hinaus. Ist Open-Source für Sie ein Politik-Thema?
Wewer: Ja – im Sinne einer ordungspolitischen Diskussion. OSS bedeutet Offenheit, nicht abhängig zu sein von Preisen und Herstellern, insbesondere den großen. Das heißt jedoch nicht, dass wir blind auf Open-Source setzen. Immerhin hat Freie Software den Nachteil, dass es noch nicht für alle Belange Lösungen gibt. Außerdem haben wir nichts gegen große Anbieter. Nur hat uns die Alternative OSS ihre Gesprächsbereitschaft eingebracht.
ZDNet: Microsoft zeigte sich gesprächsbereiter als das Unternehmen sonst war?
Wewer: Das kann man so nicht sagen – aber es spricht einiges dafür.
ZDNet: Microsoft reagiert auf Entscheidungen Richtung Open-Source empfindlich. So erinnert der Hersteller etwa die Stadt München daran, dass er dort ein großer Arbeitgeber ist.
Wewer: Ich glaube nicht, dass die Firma beleidigt abhaut. Außerdem gibt es keinen Grund sich schmollend zurückzuziehen. Wir haben uns im eigenen Hause für die Migration zu OSS entschieden. Doch gibt es viele Bereiche, in denen sind bisher gefallende Entscheidungen zugunsten proprietärer Systeme nicht anzuzweifeln. Zum Beispiel stehen die technischen Grundlagen für den Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB) außer Frage.
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