Bereits seit Freitagnacht ist der Online-Auftritt der SCO Group (www.sco.com) nicht mehr zu erreichen. Ein Firmensprecher verwies auf Aussagen der Performance-Experten von Netcraft, wonach ein DDoS-Angriff die Site außer Gefecht gesetzt hat. Ähnliche Vorkommnisse sind seit Beginn des Linux-Streits im März dieses Jahres bereits mehrmals vorgekommen.
Bei DoS-Attacken greift der Täter mit sehr großen Datenmengen den Server einer Site an. Dieser kann die Flut nicht bewältigen und geht zu Boden. Ein „normaler“ Computer kann solche Massen nicht erzeugen. Deshalb nutzen die Cyber-Vandalen oft unbemerkt die Maschinen ahnungsloser Dritter. Diese werden damit zu so genannten „Zombie-Hosts“, man spricht von einer Distributed-Denial-of-Service-Attacke.
Als Urheber des Angriffs werden Sympathisanten der Linux-Bewegung vermutet. Open Source-Guru Eric Raymond jedenfalls interpretierte die Vorgänge eindeutig in einem Posting auf „News Forge“. Darin bezeichnet der bekennende Star Wars-Enthusiast unter anderem den SCO-Chef Darl McBride als „Darl Vader“. Gleichzeitig wandte er sich jedoch an die vermeintlichen Aggressoren und erklärte: „Wir sind die Guten. Aber das spielt keine Rolle solange wir nicht als die Guten angesehen werden. Wir können unsere Schlacht nicht mittels Vandalismus und dem Unterbinden von freien Meinungsäußerungen schlagen. Sonst kann uns SCO als Cracker diskriminieren und dadurch sogar gewinnen.“ Das Posting mündet in dem Aufruf: „Stop the DOS attack.“
Wie laufend berichtet hat sich SCO hat seit dem Rücktritt von Ransom Love als CEO Ende Juni 2002 als Sorgenkind der Gemeinde erwiesen, da es vom Linux-Provider verstärkt zu einem neuen Geschäftsmodell umschwenkt: Die Vergabe von Unix-Lizenzen und das Einfordern von Rechten an Linux.
Kurz vor der CeBIT hatte SCO Klage gegen IBM eingereicht. Big Blue setze sein Unix unrechtmäßig ein. Dieser begründe sich aus einem Vertrag mit Novell aus dem Jahre 1995. Durch diesen sieht sich das kurzzeitig unter Caldera firmierende Unternehmen als Rechteinhaber an dem Betriebssystem, das die Vorlage für die Entwicklung des Linux-Vaters Linus Torvalds lieferte.
Einen Tag vor der letzten großen DDoS-Attacke auf SCO im Mai dieses Jahres hatte McBride erklärt, im Kernel des Linux-Betriebssystems fänden sich etliche Zeilen Code, die beinahe eins zu eins aus Unix übernommen sind. Er sieht seine Firma seit damals dazu berechtigt, von Linux-Nutzern Lizenzgebühren einzufordern. McBride hat der damaligen Ankündigung wie laufend berichtet konkrete Schritte folgen lassen.
Der deutsche Web-Auftritt (www.sco.de) ist bereits seit mehreren Wochen aufgrund einer einstweiligen Verfügung durch den Linuxtag offline. „Wir können nicht einfach hinnehmen, dass GNU/Linux-Anwender irritiert werden und Linux-Unternehmen wirtschaftlichen Schaden erleiden“, erklärte Elmar Geese, Geschäftsführer des Linuxtag-Mitglieds Tarent, im Juni. „Unser erster Erfolg wird hoffentlich dazu beitragen, wieder mehr Sicherheit für den Einsatz von Linux zu vermitteln. Als Unternehmen, das von Freier Software profitiert, fühlen wir uns dazu verpflichtet gegen SCO vorzugehen.“
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