Der Elektronikkonzern Siemens erwartet im laufenden Geschäftsjahr Steigerungen von 15 bis 20 Prozent beim Handy-Absatz und will damit das Marktwachstum deutlich übertreffen. „Unsere Wachstumsrate für dieses Geschäft wird bei den Stückzahlen irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent liegen“, sagte der für Mobile Kommunikation zuständige Siemens-Vorstand Rudi Lamprecht der Nachrichtenagentur Reuters in München. Damit werde Siemens stärker wachsen als der Gesamtmarkt, für den in der Branche Zuwächse von etwa zehn Prozent prognostiziert werden.
Zum neuen Chef der wichtigen Handy-Sparte berief Siemens den Briten Ian Moyes, der bisher den weltweiten Vertrieb von Mobiltelefonen verantwortet hatte. Nach dem Ausscheiden des bisherigen Leiters Peter Zapf hatte Lamprecht den Bereich drei Monate lang kommissarisch selbst geführt.
Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahr am 30. September 2003 werde Siemens Mobile 38 bis 39 Millionen Geräte verkauft haben, prognostizierte Lamprecht. Bis zur ersten August-Woche habe Siemens mit 33 Millionen Stück bereits so viele Mobiltelefone verkauft wie im gesamten vorigen Geschäftsjahr 2001/02.
Siemens ist auf dem umkämpften Handy-Markt mit einem Marktanteil von zuletzt 7,5 Prozent der weltweit viertgrößte Hersteller hinter Nokia, Motorola und Samsung. Im abgelaufenen dritten Quartal hatte der Handy-Bereich von Siemens einen Verlust von 42 Millionen Euro verbucht.
Den Handy-Umsatz würden die Hersteller wegen des anhaltenden Preisdrucks nicht im selben Umfang steigern können wie den Absatz, sagte Lamprecht. „Der Preisdruck ist enorm. Das heißt, das Erlösniveau wird nicht um zehn Prozent wachsen.“
Lamprecht betonte im Reuters-Interview, der von ihm geleitete Siemens-Bereich ICM halte an seinem Ziel fest, bis zum kommenden Geschäftsjahr eine Gewinnmarge von acht bis elf Prozent vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) zu erreichen. Er fügte aber hinzu: „Ich muss zugeben, dass das eine ziemliche Herausforderung ist.“
ICM bietet unter anderem auch Netzwerke für Mobilfunkanbieter an und hat hier mit schwacher Nachfrage zu kämpfen. Zuletzt lag die Ebit-Marge von ICM nur knapp im Plus. Im Juli war eine umfassende Restrukturierung mit dem Abbau von weltweit 2300 Stellen angekündigt worden.
ICM kündigte außerdem ein Joint-Venture in China zur Entwicklung des lokalen Mobilfunk-Standards TD-SCDMA mit Gesamtinvestitionen von 100 Millionen Dollar an. 51 Prozent an dem Unternehmen werde Siemens halten, 49 Prozent die chinesische Huawei Technologies. Lamprecht sagte Reuters, dieses Gemeinschaftsunternehmen sei ein großer Schritt vorwärts, weil es die Unterstützung der chinesischen Regierung habe.
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